Dienstag, 8. April 2025

In memoriam Rolf Kühne

In seinem dreiundneunzigsten Lebensjahr ist Rolf Kühne am 22. März in Wiesbaden gestorben (Video-Traueranzeige hier). Seit 1973 wirkte er an der Deutschen Oper Berlin, die letzten Jahre, bis zu seiner Pensionierung 1997, habe ich ihn in vielen Aufführungen erlebt und hoch geschätzt. Auch auf Reisen war ich mit ihm, einmal ging es nach Rom für eine hier kaum beachtete Aufführung von Undine von E. T. A. Hoffmann, er sang den Ritter Kühleborn, ich durfte als Dramaturg mitreisenund den Ehrengast Italo Calvino empfangen. Ein anderes Mal ging es nach Schwetzingen zur Uraufführung von Ophelia von Rudolf Kelterborn. Besonders habe ich ihn aber in Erinnerung in seiner allerletzten Spielzeit vor der Pensionierung 1996/97. Da hatte ich die Ehre und die Freude, dass er den Alberich und die Stimme des Fasolt in Klein-Siegfried sang und ich durfte mit ihm auf der Bühne stehen. Er war ein aufmerksamer, zuverläsiger und stets hilfsbereiter Kollege auf den Proben. Und ein Stabilitätsanker in den Aufführungen.

1932 geboren, hatte er sein Debüt 1956 in Chemnitz, was damals Karl-Marx-Stadt hieß. Wenn man den wenigen biografischen Angaben trauen darf, die zu finden sind, hat die Theaterleitung den jungen Sänger gleich mit der Partie des Sarastro betraut. In Berlin sang er zu Mauerzeiten zunächst sowohl an der Staatsoper wie an der Komischen Oper. 1968 brachte Hans Swarowsky ein internationales Ensemble zusammen für eine der ersten Studio-Gesamtaufnahmen des Ring des Nibelungen. Ein amerikanisches Plattenlabel produzierte die Aufnahme in Prag mit Musikern der Tschechischen Philharmonie und des Nationaltheaters und Sängerinnnen und Sängern aus beiden deutschen Staaten, darunter auch welche mit tschechischer, amerikanischer oder japanischer Staatsbürgerschaft. Rolf Kühne war der Alberich in dieser Aufnahme, die auch heute noch bei den Streamingdiensten verfügbar ist.

Ab 1969 sang Rolf Kühne am Staatstheater Wiesbaden. Irgendwann muss er sich wie viele andere entschieden haben, nicht in die DDR zurückzukehren. 1973 stand ihm daher wie gesagt die Deutsche Oper Berlin offen, wo er sogleich in die Fußstapfen Gustav Neidlingers als Alberich trat. Auch in Bayreuth sang er diese Partie, für die er fast so etwas wie ein Spezialist wurde, obwohl sein Repertoire sehr viel weiter gefasst war und von Beethoven über Rossini, Verdi und Puccini zu Strauss und auch der zeitgenössischen Oper reichte. Die Liste seiner Gastspielorte ist überlang, es gibt so gut wie kein renommiertes Opernhaus in Ost- und Westeuropa, in Nord- und Südamerika, an dem er nicht aufgetreten ist.

Ich werde ihn immer in lebendiger Erinerung behalten, er hat unser aller Leben mit seiner Kunst bereichert. Möge er in Frieden ruhen.

Curt A. Roesler

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