In diesem Jahr wäre Kurt Weill 125 geworden. Kurz nach seinem 50. Geburtstag starb er in seiner neuen Heimat New York. Es ist also ein doppeltes Gedenkjahr, sein Tod jährt sich zum 75. Mal. Das ist ein willkommener Anlass, sich an fünf Abenden in der VHS Steglitz-Zehlendorf mit diesem außergewöhnlichen Komponisten zu befassen. Es beginnt am 14. Mai, 18.15 Uhr, mit einem Überblick über das Leben und das Schaffen Kurt Weills. Danach geht es weiter mit vier etwas systematischeren Betrachtungen. Obwohl Weill einer der ganz großen Musikdramatiker ist, beginnen wir nicht mit Bühnenmusiken (wie es in den meisten in Biografien enthaltenen Werkverzeichnissen geschieht), sondern wir behandeln ihn wie Haydn, Mozart, Beethoven. Auch sie waren große Opernkomponisten und doch spricht man meist zuerst von den Symphonien, den Streichquartetten, der Kammermusik.
So also heißt es am 21. Mai: Instrumentalwerke und Oratorisches in der klassischen Tradition. Weill schrieb zwei Streichquartette und zwei Sinfonien, ein Violinkonzert und Werke, die ausdrücklich für das Radio bestimmt waren. Besondere Aufmerksamkeit verdient das Violinkonzert, während dessen Komposition Weill vom unerwarteten Tod seines Lehrers Ferruccio Busoni erfuhr.
Den dritten Abend am 28. Mai widmen wir den frühen Erfolgen des Musikdramatikers Weill, Oper und Tanz in Deutschland und Frankreich 1925–1933. Der erste Dramatiker, mit dem Weill zusammenarbeitete, war Georg Kaiser, als erstes vertonte er ein Libretto, das auf dessen Schauspiel Der Protagonist basierte, und stellte sich damit in die erste Reihe der Opernkomponisten als legitimer Nachfolger Ferruccio Busonis (dessen Einakter Arlecchino und Turandot darin nachklingen). Darauf folgte die »Zeitoper« Der Zar lässt sich photographieren und schließlich (nach den zwei bekannten großen Erfolgen mit Bert Brecht Der Silbersee. Die Ring-Uraufführung fand wenige Tage nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten statt, wurde von Schlägertrupps gestört und sehr schnell an allen drei Theatern (Leipzig, Erfurt ind Magdeburg) abgesetzt.
Ein Abend, und das ist der vierte am 4. Mai, muss der Zusammenarbeit von Kurt Weill und Bert Brecht gewidmet sein. Auf unterschiedlichen Wegen gelangten beide zu einem »epischen« Musiktheater. Ihre Zusammenabeit begann mit Balladen, umfasste ein Berliner Requiem, eine Schuloper und die beiden Großprojekte Mahagonny und Dreigroschenoper, die beide in unterschiedlichen Fassungen vorliegen. Ab dem 1. Januar 2027 wird man möglicherweise neue Interpretationsmöglichkeiten erleben dürfen, dann endet der Urheberrechtsschutz für die Verwerter des Erbes von Bert Brecht. Das gilt auch für Die sieben Todsünden, die letzte gemeinsame Arbeit, bereits im Pariser Exil entstanden.
Noch viel mehr gibt es am letzten Abend, dem 11. Mai, zu besprechen. Musical und Oper in Amerika. Mit dem Weg der Verheißung, zusammen mit Franz Werfel Max Reinhardt entworfen, wollte sich Kurt Weill in New York als Musikdramatiker einführen. Die Uraufführung schob sich immer weiter hinaus, so dass sein erstes amerikanisches Werk Johnny Johnson wurde. Ein Theaterkollektiv um Lee Strasberg (das ist der mit dem »Method Acting«) brachte das »musical play« von Paul Green und Kurt Weill heraus. Neben Ira Gershwin, der zusammen mit Moss Hart das Libretto zu Lady in the Dark verfasste, war Maxwell Anderson der bedeutendste amerikanische Dramatiker, mit dem Weill zusammenarbeitete (Knickerbocker Holiday, Lost in the Stars). Das Großprojekt aber, an dem er lange arbeitete, war Street Scene, eine »American Opera«, in der Form dem Vorbild von Porgy and Bess verpflichtet, allerdings inhaltlich ohne jegliche Anspielung auf den zeitgenössischen Rassismus.
Ich freue mich auf die Kursteilnehmenden, bis bald,
Ihr Curt A. Roesler
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