Vor einem Jahr haben wir uns schon einmal mit Francesca da Rimini von Riccardo Zandonai befasst, die Oper wurde ja damals an der Deutschen Oper einstudiert, jetzt kommt es zur Publikumspremiere und wir können unsere Kenntnisse auffrischen. Über die Titelfigur ist hier im Blog etwas zu lesen und zum Komponisten gibt es hier etwas. Die Premiere wurde damals gestreamt und ist jetzt als DVD bzw. Blu-ray Disc verfügbar. Francesca da Rimini gehört zu den frühesten Opernübertragungen des RAI-Fernsehens. 1959 (15 Jahre nach dem Tod des Komponisten) wurde mit dem Rundfunkorchester von Turin unter der Leitung von Arturo Basile diese Fernsehinszenierung mit Marcella Pobbe und Giuseppe Campora gezeigt. Es gibt aber auch Alternativen in Farbe. Die Partie des Paolo il bello, schien ja geradzu für Placido Domingo gemacht, also sang er sie 1984 an der Met, dirigiert von James Levine, mit Renata Scotto an der Seite, auch das gibt es bei YouTube. Oder etwas neuer: Roberto Alagna in Paris 2011 in der Regie von Giancarlo del Monaco, dessen Vater den Paolo 1958 in Rom in einer Aufführung gesungen hatte, deren Mitschnitt lange Zeit als eine Art Referenzaufnahme galt, Ilva Ligabue und Aldo Protti waren mit ihm auf der Bühne, die musikalische Leitung hatte Nino Sanzogno.
Vielleicht interessieren Sie sich für andere musikalische Ausgestaltungen des Stoffes aus Dantes Divina Commedia. 28 Opern entstanden zwischen 1823 und 1914, die erste stammte von Feliciano Strepponi, dem Vater von Giuseppe Verdis Lebenspartnerin und späteren Ehefrau, die letzte in der Reihe ist die von Zandonai. Das Libretto, das Felice Romani für Strepponi geschrieben hatte, wurde bis 1857 noch zehn Mal vertont; der bedeutendste Komponist ist Saverio Mercadante (1795–1870), seine Oper wurde jedoch erst 2016 beim Festival in Martina Franca uraufgeführt, hier ist der Mitschnitt; vor einiger Zeit wurde die Oper auch in Bern inszeniert, diese Inszenierung ist derzeit in Frankfurt am Main zu sehen. Dass Ambroise Thomas ebenfalls eine Françoise de Rimini geschrieben hat, haben wir im Zusammenhang mit seinem Hamlet gestreift. Davon gibt es leider keine Gesamtaufnahme, aber immerhin die Ballettmusik gibt es, in der Thomas wie bei der Schauspielerszene in Hamlet das Saxophon als Soloinstrument einsetzt. Gioachino Rossini hat zwar keine Oper nach diesem Stoff geschrieben, aber er hat Dante im Original gelesen und vertont, eine kurze Kantate für Sopran und Klavier ist dabei entstanden. Auch Franz Liszt hat Dante gelesen, wie er mit dem Titel für seine ungewöhnliche Klaviersonate bekundet: Après une lecture de Dante. Hier gespielt von Michael Pletnev mit Noten zum Nachlesen. Später hat er noch eine ganze Sinfonie nach Dante geschrieben, hier in einem Video mit dem Orchester des Hessischen Rundfunks und den Damen des Slowakischen Philharmonischen Chors, dirigiert von Péter Eötvös. Die berühmteste Komposition aber ist die von Peter I. Tschaikowsky, hier können wir Vladimir Ashkenazy in der Philharmonie mit dem DSO sehen. Und die kurioseste Oper Francesca da Rimini hat Sergej Rachmaninoff geschrieben; der Einakter wurde 1906 in Moskau uraufgeführt, Rachmaninoff war damals Dirigent am Bolschoi-Theater. Neben den Hauptpersonen Francesca, Paolo und Malatesta treten der Schatten Vergils und Dante selbst auf. Hier eine Aufführung von 2015 mit vielen Skeleten in Nancy.
Alles weitere wie immer am Mittwoch, Ihr Curt A. Roesler
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