Der Zuschauerraum eines Theaters beansprucht allerhöchstens 25% der Grundfläche eines Theaters. Das ist sehr konserrvativ gerechnet und bezieht sich auf ein Theatergebäude des 18. oder 19. Jahrhunderts, wo nicht für jede Produktion neue Dekorationen und Kostüme hergestellt wurden und demzufolge auch keine ganzjährig betrieben Werkstätten zum Theaterbetrieb gehörten. Die 75%, die übrig bleiben sind zum größten Teil für die Zuschauer nicht zugänglich. Außer den Foyers für das Publikum sind es Probenräume, Büros, Umkleiden und Archive. So wurde auch noch das Deutsche Opernhaus in Charlottenburg 1912 gebaut. Nur die Fläche, auf der heute der Neubau der Deutschen Oper Berlin von 1961 steht, war dem Verein von der Stadt Charlottenburg überhaupt zur Verfügung gestellt worden. Der hintere Teil, bis zur Zillestraße, kam erst später dazu. Dort steht jetzt hauptsächlich der Verwaltungsbau von 1934 und das Parkhaus aus den 60er Jahren. Um die Jahrtausendwende war die Deutsche Oper Berlin so ausgebaut, dass alle Gewerke auf dem Gelände zwischen Bismarckstraße und Zillestraße bzw. Richard-Wagnerstraße und Krumme Straße untergebracht waren. Lediglich für die Lagerung der Dekorationen und Kostüme,war zu wenig Platz vorhanden, dafür wurde eine große Halle in Spandau angemietet. Die Deutsche Oper Berlin war damit eines der effizientesten Opernhäuser und hatte geringere Kosten für Dekorationsherstellung und -instandhaltung, als die meisten international vergleichbaren Theater. Mit der Errichtung der »Stiftung Oper in Berlin« 2004 wurde das aufgegeben; es wurden Zentralwerkstätten gebaut und selbst wenn diese Zentralwerkstätten die Rohmaterialien zum gleichen Preis bekommen konnten und die Arbeitsstunden gleich bgeblieben wären, kamen schon einmal die Transportkosten dazu. Wenn die Dekorationen dann nämlich am Ostbahnhof fertig gestellt waren, mussten sie erst einmal durch die halbe Stadt gefahren werden und konnten nicht einfach über eine Schleuse auf die Bühne geschoben werden. Der große Vorteil für die Deutsche Oper Belrin und die Stiftung Oper in Beriln ist allerdings, dass dafür auf dem Gelände Platz frei wurde für eine neue Bühne, die »Tischlerei« (sie heißt so, weil dort früher tatsächlich die Tischlerei untergebracht war) und das Staatsballett mit drei Ballettsälen und der gesamten Administration (in den ehemaligen Mal- und Plastik-Werkstätten).
Wie entsteht eine Oper? Die Frage hat eine eher historische Dimension und eine eher technische. Damit eine Opernaufführung entstehen kann, braucht es erst einmal die Grundlage, ein Werk, das für die Opernbühne geschaffen wurde. Wie das Werk entstanden ist, wie der Komponist und der Librettist zusammengekommen sind, welche Voraussetzungen der Komponist für die Aufführung vorfand oder sich geschaffen hat, damit befassen wir uns normalerweise hier im Kurs. Was wir noch nicht gemacht haben, ist ein Überblick über die verschiedenen Epochen der Opernkomposition. Es gab Zeiten, in denen das Schreiben einer Oper den Librettisten und den Komponisten wenige Wochen in Anspruch genommen hat (das war vorwiegend im 18. Jahrhundert der Fall), heute dauert es in der Regel einige Jahre, aber auch schon im 19. Jahrhundert konnte das Schreiben einer Oper ein ganzes Komponistenleben in Anspruch nehmen.
Die eher technische Dimension der Frage betrifft den »Blick hinter die Kuslissen«. Dafür ist YouTube auch wieder eine sehr ergiebige Quelle, aber wiederum ist es schwierig, das wirklich Interessante herausholen. Hier daher erst einmal zwei Links, die sich auf die Met beziehen. Sarah Willis (die Hornistin der Berliner Philharmoniker, die in der Digital Concert Hall auch sehr präsent ist) hat die Met für die Deutsche Welle besucht. Sie verfolgte 2015 die Proben zu Manon mit Diana Damrau und Vittorio Grigolo; außerdem interviewt sie Peter Gelb, den Intendanten und Erfinder der »Met in HD« in den Kinos. Von 2017 ist ein Blick hinter die Kulissen der New York Times, da geht es zwar um eine Ballettaufführung und nicht um eine Oper, aber abgesehen davon, dass keine Sänger beteiligt sind, ist ja alles gleich. Die beiden Beiträge sind natürlich in Englisch, ebenso wie diese kleine Tour durch die Met mit Peter Gelb. Hier sieht man auch die »Shops«, die Werkstätten. Zahlreich sind natürlich die Beiträge, die gleichsam Werbematerial für Neuinszenierungen bieten. Auch hier hat die Met die Nase vorn, z. B. mit Akhnaten von Phil Glass; darin erfährt man z. B., dass es im Englischen kein Wort für die Sitzprobe gibt, und daher der deutsche Begriff verwendet wird; allerdings kann man »dress rehearsal« auch nicht eindeutig ins Deutsche übersetzen, es bezeichnet jede Probe in Kostüm und Maske, kann also sowohl Haupt- als auch Generalprobe sein. Zu dem Ablauf der Proben kommen wir hier später noch. Zu den »Behind the Scenes« von der Met gibt es aber auch Alternativen in Deutsch. Z. B. von der Komischen Oper mit La Bohème. Wenn Sie bei der YouTube-Suche »Probendokumentation Komische Oper« eingeben, finden Sie viele weitere Beiträge dieser Art.
Bis bald, Curt A. Roesler
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