Die Absicht der Autoren des Rosenkavaliers bei der Angabe von Ort und Zeit: »In Wien, in den ersten Jahren der Regierung Maria Theresias«, die Erinnerung an eine schöne unbeschwerte Zeit. Aber es kann auch andererseits nicht sein, dass ihnen nicht bewusst war, dass gerade die ersten Jahre von Krieg und Unsicherheiten bestimmt waren. Wir sprechen immer von der »Kaiserin Maria Theresia«. Das war sie eigentlich nicht, zumindest wurde sie nie gekrönt und formal war sie nicht mehr Kaiserin als später Eugénie. Nämlich sie war die Frau eines Kaisers. Zuerst aber, 1740 bei Tod ihres Vaters Karl VI., ging die Kaiserkrone den Habsburgern verloren und ein Wittelsbacher wurde römisch-deutscher Kaiser. Ausgerechnet! Und nicht nur die Kurfürsten, die den Kaiser zu bestimmen hatten, waren keineswegs mit der »Pragmatischen Sanktion« von 1713 einverstanden, dem Gesetz, das Karl VI. erlassen hatte, um sicherzustellen, dass das Haus Habsburg Österreich, Ungarn und Böhmen behalten würde, auch wenn er keinen männlichen Erstgeborenen haben sollte. Das vier Jahre vor der Geburt von Maria Theresia. Sofort nach Regierungsantritt begann der österreichische Erbfolgekrieg. Es begannen die schlesischen Kriege und Maria Theresias Macht war erst einmal schwer bedroht. Als Erzherzogin von Österreich war sie relativ unumstritten, schon am 22. Noveber wurde sie im Stephansdom gekrönt, doch schon auf die Krönung zum »rex Hungariae« (eine weibliche Bezeichnung dafür gab es nicht) musste sie bis Mitte 1741 warten. Die fand am 25. Juni 1741 in Pressburg (heute Bratislava, Slowakische Republik) statt. Erst 1743, als sie die Franzosen, die den Bayern zuhilfe geeilt waren, aus Prag gejagt hatte, wurde sie auch zur Böhmischen Königin gekrönt. Im Jahr darauf griff Friedrich II. erneut in Schlesien an. Inzwischen war der Wittelsbacher als Karl VII. bereits römisch-deutscher Kaiser. Aber er starb bereits 1745 und jetzt setzte Maria Theresia, die inzwischen einige militärische Erfolge vorzuweisen hatte, ihren Gatten Franz Stephan, der bis dahin am Rand hatte stehen müssen, als Kaiser durch. Im Herbst stimmten sieben der neun Kurfürsten in Frankfurt für ihn und er wurde am 4. Oktober 1745 im Kaiserdom gekrönt. Fortan ließ sich Maria Theresia »Kaiserin« nennen, aber Österreich-Ungarn wurde erst 1804 ein Kaiserreich, als Napoleon den europäischen Kaisertitel für sich beanspruchte und ihren Enkel Franz II. zum Verzicht zwang. Als Franz I. begründete er dann das Kaisertum Österreich.
1745 also nahmen die Spannungen für Maria Theresia etwas ab, aber der Erbfolgekrieg dauerte noch bis 1748, wo sie im Frieden von Aachen zwar einige vor allem italienische Besitztümer verlor, sich im Großen und Ganzen aber als Erbin Karl VI. behaupten konnte. Und schon warteten neue harte Auseinandersetzungen. Reformen standen an, das Reich sollte im Sinne des aufgeklärten Absolutismus umgebaut werden. Allerdings von Toleranz, gar religiöser Toleranz gegenüber Protestanten und Juden, war unter ihr nichts zu spüren. Außenpolitisch musste sie sich 1756 schon wieder mit Friedrich II. schlagen. Im siebenjährigen Krieg, wieder ging es unter anderem um Schlesien, das sie im Frieden von Hubertusburg 1763 endgültig verlor. Beginnt jetzt eine entspanntere Zeit für Maria Theresia? Wenn, dann höchsten für zwei Jahre. 1765 stirbt nämlich Franz Stephan und sie muss ihren Sohn Joseph als Mitregenten ertragen, der tatsächlich Reformen aus dem Geist der Aufklärung angehen will. Aber die letzten 15 Jahre der Regierung von Maria Theresia, die 1780 stirbt, waren sowieso nie gemeint als Zeitangabe für den Rosenkavalier.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Hinweis: Nur ein Mitglied dieses Blogs kann Kommentare posten.