Dienstag, 17. September 2019

The merry wives of Windsor

Als lustigen Begleiter des Kronprinzen in seinen Dramen um Henry IV hatte Shakespeare einen dicken verarmten Ritter erfunden, der im Boar's Head, einer noch im 17, Jahrhundert wehbekannten Kneipe in Eastcheap, residiert. Vorbild war John Oldham, ein historischer Zeitgenosse Henry V., der als Ketzer – Anhänger der Lollarden – gehängt und verbrannt wurde. Möglicherweise haben die Nachfahren Oldhams interveniert und daher lieh sich Shakespeare den Namen von einem Helden aus dem 100-jährigen Krieg, Sir John Fastolfe KG (=Knight of the Garter), der in der Schlacht von Patay gegen Johanna von Orléans verlor, aber fliehen konnte und später ein von rebellischen Aufregungen durchzogenes Leben führen konnte. Der Legende nach gefiel Elizabeth I die Figur des Falstaff in Henry IV so gut, dass sie von Shakespeare ein Stück erbat, das sich ganz um diese Figur dreht. Gelegenheit dazu gab es 1597, als es für den Hosenband-Orden etwas zu feiern gab und die Königin zum Besuch von Shakespeares Theater angesagt wurde. Es blieben allerdings nur vierzehn Tage zum Schreiben, was in der Literaturwissenschaft bis heute als Grund dafür angesehen wird, dass die Komödie The merry wives of Windsor etwas grober gestrickt ist, als die anderen Meisterkomödien des Autors.
Die Geschichte vom unter der Wäsche versteckten Liebhaber entnahm Shakespeare wie so oft einer italienischen Novellensammlung. Diesmal handelt es sich um die zweite Novelle des ersten Tages aus Il Pecorone des Boccaccio-Nachfahren Giovanni Fiorentino, die 1564 erstmals gedruckt worden war. Aus der gleichen Sammlung entnahm er die Figur des Shylock im Merchant of Venice. Auch Molière kannte die Erzählung, die in der deutsche Übertragung den Titel Der belehrte Liebesschulmeister trägt, und verarbeitete sie in L'École des femmes.

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