The Duenna war 1775 das Theaterereignis. Der Text stammte von einem Literaten und späteren Politiker Richard Brinkley Sheridan, geboren 1751 in Dublin und seit 1758 in England ansäßig. 1772 hatte Sheridan durch zwei Duelle von sich reden gemacht, die er zur Ehrenrettung seiner Braut, Elizabeth Ann Linley einging. Das erste war unblutig, im zweiten aber wurde er ernsthaft verletzt. Als er wieder genesen war, heiratete er seine Angebetete, aber es fehlte ihm das Geld für einen angemessenen Hausstand. Daher kam er auf die Idee, eine Komödie zu schreiben, in der er die Erlebnisse verarbeitete. The Rivals floppte bei der Premiere, was aber an einem der Hauptdarsteller lag. Nachdem dieser ausgetauscht worden war, wurde das Stück ein großer Erfolg. Das ermutigte ihn, ein weiteres Stück zu schreiben und zwar eine »opera«. Keine Oper à la Händel und Metastasio, sonder eine wie The Beggar's Opera, die fast dreißig Jahre früher der italienischen Oper beinahe den Rang abgelaufen hätte. Nebeneffekt sollte dabei sein, die Familie seiner Braut zu versöhnen. Sein Schwiegervater, Thomas Linley der Ältere, und sein Schwager, Thomas Linley der Jüngere, waren beide Musiker und sie steuerten die dreißig Gesangsnummern für The Duenna bei. Diese Oper wurde auf Anhieb noch beliebter als die Beggar's Opera und wurde nach den 75 Aufführungen der ersten Produktion bis 1840 immer wieder gespielt. Vorbild für The Duenna waren spanische Dramen des »Goldenen Zeitalters« (Lope de Vega, Calderon de la Barca). Und die Handlung nimmt eigene Erlebnisse mit seiner Braut auf, die genau so wie Louisa in The Duenna in ein Kloster flüchtete um der Heirat mit einem vom Vater ausgesuchten Bräutigam zu entgehen.
Sein berühmtestes Stück schrieb Sheridan 1777, The School for Scandal (deutsch: Die Lästerschule), 1779 kam noch The Critic. 1780 wurde Sheridan für die Whigs in das Parlament gewählt und hielt dort viele berühmt gewordene Reden. Er war u. a. Finanz- und Marineminister.
Im 19. Jahrhundert wurde es still um das einst gefeierte Stück The Duenna. In den zwanziger Jahren des 20. Jahrhunderts erwachte aber wieder ein Interesse daran, auch im Zuge der Wiederentdeckung der Beggar's Opera. 20 Jahre später nahmen sich zwei Komponisten völlig unabhängig voneinander das Werk als Vorlage für eine moderne komische Oper. Sergej Prokofiev kam 1940 durch seine damalige Freundin und spätere Frau Mira Mendelson auf das Stück, die eine russische Übersetzung erstellte. Roberto Gerhard, der 1937 aus Spanien nach England fliehen musste, fand den Text 1945 in einem alten Druck und war sofort von der Originalsprache Sheridan begeistert und machte sich an die Komposition. Beide Werke mussten lange auf die Realisierung warten. Обручение в монастыре (Obrucheniye v monastïre, Die Verlobung im Kloster) konnte 1941 nicht aufgeführt werden, weil es im Krieg nicht opportun war, musikalische Komödien aufzuführen, die Oper kam erst 1946 in Petersburg heraus. Seither wird sie immer einmal wieder als eines der seltenen Exemplare heiteren Musiktheaters aus dem 20. Jahrhundert aufgeführt. The Duenna, die sich deutlich enger an das Original hält, wurde 1949 nur konzertant im BBC und später noch in anderen Rundfunkanstalten aufgeführt. Erst 1992 kam sie in Madrid auf die Bühne. Von der Produktion, die in Zusammenarbeit mit der Opera North herausgebracht wurde, gibt es auch eine CD. Seither aber wurde es leider wieder still um dieses Werk.
Auch The School for Scandal wurde in den 20er Jahren neu belebt. Und auch da gibt es eine Oper, Die Lästerschule (1926). Der dänische Komponist, Paul von Klenau (1883–1946) ist jedoch so übel beleumundet, dass heute niemand nach seinen Werken fragt. Noch bin in die 60er Jahr hinein allerdings wurde die Ouvertüre im Bayerischen Rundfunk immer wieder gespielt.
The Duenna / Die Verlobung im Kloster spielt in der spanischen Stadt, die offenbar zu der Zeit (und später auch noch) als Schauplatz besonders beliebt war, Sevilla. Wenn man das Personenverzeichnis durchgeht, wird einem wieder bewusst, dass Sevilla einst eine Hafenstadt mit Zugang zum Meer war. Heute hat sie zwar immer noch einen Hafen, aber niemand denkt daran, den Guadalquivir so zu vertiefen wie die Elbe, damit die großen Pötte anlanden können. eine Hauptperson nämlich, Mendoza (bei Sheridan ein reicher Jude), ist ein Fischhändler. Die Handlung dreht sch um zwei jugendliche Paare, die nur über Umwege zueinander kommen können, und die zahlreichen Verkleidung, die nötig sind, um dieses Ziel zu erreichen. Don Jerome will seine Tochter Louisa mit dem reichen Fischhändler Mendoza verheirate, sie aber liebt Don Antonio. Ihr Bruder Ferdinand hat ähnliche Probleme: Seine Geliebte Clara d'Almanza wird von ihrer Stiefmutter genau so eingesperrt wie Louisa von Jeronimo. Louisas Amme (die Duenna) provoziert Jeronimo damit, dass sie den Postillon d'amour spielt. Wie gewünscht wird sie entlassen und jetzt greift die List. Sie tauscht mit Louisa die Kleider und Jeronimo wirft seine eigene Tochter auf die Straße. Am Strand trifft sie Clara, die von zu Hause ausgerissen ist und ins Kloster gehen will. Von ihr borgt sie sich den Namen für einen Tag. Das ist deswegen eine gute Idee, weil Mendoza sie (Louisa) zwar heiraten will, aber noch nie gesehen hat. Also macht sie sich als Clara auf zu Mendoza, um ihn zu bitten, sie mit Antonio zusammen zu bringen. Das tut der natürlich gern, denn dann wäre der Rivale um Louisa aus dem Weg. Er sei ist macht sich auf den Weg zu Jeronimo, um seine versprochene Braut zu treffen. Er ist etwas eingeschnappt, weil die Braut nicht ganz so jung und schön ist, wie sie von Jeronimo beschrieben wurde – es ist ja die Duenna. Diese weiß ihn aber doch um den Finger zu wickeln. Mendoza und Don Carlos feiern sich selbst und ihre List, sie ahnen ja nichts. Don Jeronimo bereitet ein großes Fest vor und gibt einem Boten nichtsahnend die Einwilligung in beide Hochzeiten. Im Kloster treffen Antonio und Luisa auf die immer noch verzweifelte Clara. Als Ferdinand kommt, und Clara für eine Nonne und Louisa für Clara hält, lamentiert er über die Untreue Antonios. Das erkennt die echte Clara als große Liebesbezeugung. Im vierten Akt, der mit den saufenden Manchen beginnt, kommt es beinahe zu einem Duell zwischen Ferdinand und Antonio, aber die echte Clara klärt jetzt alles auf. Die Mönche werden bestochen, die Hochzeiten finden im Kloster statt. Der Gelackte ist Jeronimo, der sich aber damit tröstet, dass er ja jetzt zwar nicht einen reichen Schwiegersohn, aber immerhin eine reiche Schwiegertochter hat.
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