Donnerstag, 15. November 2018

Nach Medea kommt jetzt Phaidra

Wir haben im Zusammenhang mit Cherubini Medea ein wenig in die griechische Mythologie geschaut und sind bereits da Theseus, dem Sohn des Aigeus begegnet. Nach der Flucht aus Korinth war Medea in Athen angekommen, wo sie mit Aigeus zusammenlebte. Sie wollte ihm einen Sohn schenken und wollte daher verhindern, dass der verschwundene und anonym wieder aufgetauchte Theseus von seinem Sohn erkannt wird und versuchte, ihn zu vergiften. Das ging jedoch schief, Aigeus erkannte den Sohn, rettete ihn und setzte ihn als Nachfolger ein. So kann der Mythos weitergehen und wir erleben Theseus in der Tragödie Hippolytos oder genauer Der bekränzte Hippolytos mit seiner (des Theseus) zweiten Gattin Phaidra. Diese verliebt sich in ihren Stiefsohn Hippolytos, der ihre Liebe aber nicht erwidert. Sie bringt sich um und hinterlässt eine Anschuldigung, Hippolytos habe sie bedrängt. Theseus verflucht seinen Sohn und bittet Poseidon, dem Geflohenen ein Meeresungeheuer hinterherzuschicken. Hippolytos fällt von seinem Wagen und wird zu Tode geschleift.
428 v. Chr. datiert die Tragödie von Euripides. Und wie bei Medea gibt es auch eine römische Variante von Seneca, sie trägt den Titel Phaedra. Und wie bei Medea kommt es im 16. und 17. Jahrhundert zu neuen Dramatisierungen des Stoffes. Die bedeutendste stammt wiederum von Jean Racine: Phèdre. Auf ihr fußt das Libretto von Simon-Joseph Pellegrin für Rameaus erste »Tragédie lyrique«, Hippolyte et Aricie.
Man staunt oft darüber, das Johannes Brahms, einer der bedeutendsten romantischen Sinfoniker seine erste Sinfonie erst mit 43 Jahren schrieb. Rameau, nach Lully der bedeutendste französische Opernkomponist, hat noch länger gewartet, bis er seine erste »Tragédie lyrique« in Angriff nahm. Er war bereits 50 Jahre alt, als Hippolyte et Aricie zur Uraufführung kam.

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