Montag, 15. Oktober 2018

Medea

In der Sage von den Argonauten tritt Medea zum ersten Mal auf. Die frühesten Beschreibungen sind noch weit entfernt von dem, was wir von Euripides kennen, wo Medea ihre eigenen Kinder ermordet. Medea ist eine Königstochter auch Kolchis an der Ostküste des Schwarzen Meeres (da wo heute Georgien liegt), die eine Halbgöttin, nämlich die Enkelin von Helios ist. Sie hilft Jason dabei, das Goldene Vlies zu erlangen. Als Zauberin verfügt sie über ein Schlafmittel für den Drachen, der es bewacht. Später hilft sie mit einem anderen Zaubertrick die Rückkehr nach Iolkos in Thessalien, wohin sie sich Jason anschließt. Pelias, der sich vor seinem Neffen Jason aufgrund eines Orakels fürchtet, hat diesen auf dem Schiff Argos nach Kolchis geschickt, wobei er dachte, Jason würde dabei untergehen. In den ältesten Fassungen kommen Jason und Medea nach Iolkos als Pelias bereits eines natürlichen Todes gestorben ist. Erst bei Euripides hat sie ihn umgebracht und musste mit Jason zusammen nach Korinth fliehen. In manchen Beschreibungen der Episode in Korinth ist es nicht so eindeutig, dass Medea die beiden Kinder, die sie mit Jason hat, umbringt, sondern der Mord wird ihr in die Schuhe geschoben. So oder so muss sie danach aus Korinth weiter fliehen, sie kommt dann nach Athen, wo sie zwischen Aigeus und Theseus steht.
Die Tragödie Medea des Euripides ist eine Vorlage des Stoff, an der kaum ein anderer Autor gänzlich vorbei kommt. Aristoteles hatte zwar schon etwas daran herumzukritteln. Ihn gefiel gar nicht, dass Medea am Schluss einfach davon fliegt. Er war nicht grundsätzlich gegen den »Deus ex machina«, aber er wollte dieses technische Mittel nur zum Einsatz kommen lassen, wenn wirklich ein Gott von außen eingreift. Und das ist hier ja nicht der Fall, weil Medea selbst eine Halbgöttin ist. Vor Euripides hatte bereits Sophokles in drei Tragödien die Figur der Medea eingesetzt, allerdings ist keine davon erhalten. Bekanntere antike Quellen zur Argonauten-Sage und zu Medea stammen von Pindar und Ovid. Besonders aber ist Senecas Bearbeitung der Tragödie von Euripides hervorzuheben.
Im Mittelalter und in der Renaissance gibt es weitere Beschreibungen der Argonautensage und auch eine neue Beschäftigung mit den Dramen von Euripides und Seneca. Die erste neuzeitliche Tragödie um Medea stammt aber von Pierre Corneille. Im 17. und 18. Jahrhundert wird Medea zur beliebten Opernfigur. Giasone von Francesco Cavalli (1649) ist die erste Oper, in der sie überhaupt vorkommt, 1693 wird zum ersten Mal in der Oper von Marc-Antoine Charpentier der Kindermord thematisiert. Im 19. und 20. Jahrhundert wird sie mehrfach literarisch bearbeitet. Grillparzer schrieb eine Trilogie, Hans Henry Jahnn und Jean Anouilh schrieben ihre Theaterstücke in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts und Medea. Stimmen von Christa Wolf ist die bekannteste neuere literarische Bearbeitung des Stoffs.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Hinweis: Nur ein Mitglied dieses Blogs kann Kommentare posten.