Montag, 9. April 2018

Zum Abschluss des Kurses: Rossini

Gioachino Rossini (mit nur einem »c« zu schreiben, wenn man es so machen will wie er selbst es immer gemacht hat, wohl wissend, dass seine Schulbildung vor allem in Fach Orthografie mangelhaft war) war mit Metternich befreundet, 1848 musste er als »Reaktionär« aus Bologna nach Florenz fliehen, später hat sich die Stadtregierung allerdings entschuldigt. Sein Leben, das er nach der Komposition seiner letzten Oper Guillaume Tell außer in Bologna zu großen Teilen in Paris verbrachte, schien das eines Übriggebliebenen zu sein, eines Repräsentanten einer vergangenen Epoche. Sein Bedauern, dass man den »schönen Gesang« vergessen habe prägte den Begriff »Belcanto« (der dann allerdings für die Gegenwart verwendet wurde). Klar ist, dass sein Leben 1792 bis 1868 mehrere ganz unterschiedliche Epochen der Kunstgeschichte überspannt. Geboren wurde er zur Zeit der Wiener Klassik und als er starb, gab es die ersten Ausstellungen der Impressionisten.
Rossini gilt als Royalist, als Antirepublikaner. Aber es ist komplizierter. Als er sieben Jahre alt war, kam sein Vater, ein Hornist, ins Gefängnis. Sein einziges Vergehen: Er blieb Republikaner, als die Papisten Pesaro zurückerobert hatten. Als die napoleonischen Truppen zurückkamen, wurde er wieder befreit, aber seine Stellung behielt er nicht mehr lange. Rossini selbst kam auch einmal ins Gefängnis, das hatte aber einen banaleren Grund: Er hatte als 19-jähriger stürmischer Dirigent die Choristen mit seinem Stock bedroht.
Notorisch ist Rossini natürlich auch für sein Genießertum in jeder Richtung. Auf jeden Fall war Rossini ein friedliebender Mensch. Und als solcher hatte ihm das Europa nach dem Wiener Kongress einiges zu bieten. Und dafür musste er nicht unbedingt Obrigkeitshörig sein. Außerdem konnte er sich mit den Mächtigen der Welt auf Augenhöhe unterhalten. Schon sein erster Biograf, Stendhal, hielt fest: »Napoleon ist tot; aber schon hat sich ein neuer Eroberer der Welt gezeigt: und von Moskau bis Neapel, von London bis Wien, von Paris bis Kalkutta ist sein Name ständig in aller Munde.«
In Zeiten als Oper ein reines Adelsvergnügen war – also im 17. und 18. Jahrhundert – war nicht selten eine Fürstenhochzeit oder eine Krönung der Anlass für einen Opernauftrag. Die »Intermedien«, die in Florenz zur Hochzeit von Ferdinando I. de' Medici mit Christine von Lothringen 1589 aufgeführt wurden, gelten als Vorstufe zur Oper.
1816, zwei Monate nach dem in Rom eher kühl aufgenommenen Barbiere di Siviglia, wurde in Neapel, wo Rossini seit einem Jahr von dem berühmten Impresario Domenico Barbaja engagiert war, im Teatro del fondo die Kantate Le nozze di Peleo e di Teti aufgeführt. Anlass war die Hochzeit der Prinzessin Maria Carolina mit dem Duc de Berry – nein, natürlich nicht dem berühmten aus dem Mittelalter mit seinem Stundenbuch, sondern dem Sohn des Comte d'Artois, auf den wir noch kommen werden.
Rossini wuchs in Opernhäusern mit Musik auf. Mit neun Jahren spielte er in Fano im Theater Viola, mit zehn Jahren begann die professionelle musikalische Ausbildung in Lugo. Gesang, Generalbass und Komposition standen auf dem Lehrplan. Nebenbei brachte ihm sein Vater auch das Hornspielen bei. Die frühesten Kompositionen Rossinis, die noch regelmäßig aufgeführt werden, sind die Sei Sonate a quattro von 1804 für die ungewöhnliche Besetzung von zwei Violinen, Violoncello und Kontrabass. Er schrieb sie für Agostini Triossi, einen vermögenden Kaufmamm, der es auf dem Kontrabass zu einiger Perfektion gebracht hatte. 1806 wird er in die Accademia Filarmonica in Bologna aufgenommen und setzt dort seine Studien fort. 1810 beginnt seine Karriere als Opernkomponist.

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