Dienstag, 25. Februar 2014

Immer noch Berlioz und Faust

Die Premiere von Fausts Verdammnis ist beim Publikum und im Großen und Ganzen auch bei der Presse sehr gut angekommen, die nächste Vorstellung ist am Donnerstag. Da Donald Runnicles verhindert ist, wird Friedemann Layer die Vorstellung dirigieren. Friedemann Layer war lange Jahre in Frankreich tätig und ist mit dem französischen Repertoire inniger vertraut als man von einem österreichischen Dirigenten vielleicht annehmen würde.
Wir bleiben bei Faust einerseits und Berlioz andererseits. Mit der Komposition von Huit scènes de Faust (also »Acht Szenen...«) hatte Berlioz seine Beschäftigung mit Goethes Tragödie 1829 angefangen und gab ihnen die Opuszahl 1, die er aber später der an Waverley: grande ouverture übertrug; nur zwei Jahre später, noch als Teenager, verfasse Wagner Sieben Kompositionen zu Goethes Faust, nur mit Klavier begleitet. 1840 schrieb er dann für Orchester Eine Faust-Ouvertüre. Das sind aber längst nicht die ersten Kompositionen von Texten aus Goethes Faust. Goethe selbst hatte ja nach einem Komponisten gesucht, der die Chöre und Lieder seiner Tragödie vertonen könnte. Carl Friedrich Zelter, seinen Vertrauten in musikalischen Angelegenheiten fragte er natürlich, ebenso den Weimarer Carl Eberwein, der sein Monodrama Proserpina als Melodram vertont hatte. Schließlich kam er auf den Fürsten Anton Radziwill, der 1811 damit begann und 1830 eine komplette Musik, die allerdings eher für den Konzertgebrauch geeignet ist, abschloss. In der Sing-Akademie gab es nach seinem Tod bis um 1860 alljährliche Aufführungen, das Notenmaterial gehörte zu dem umfangreichen Bestand der Sing-Akademie, der erst nach dem Untergang der Sowjet-Union wieder zum Vorschein kam. 2005 kam es wieder zu einer Aufführung im Konzerthaus.
Hatte Goethe aus seinem ersten Entwurf (heute unter dem Titel Urfaust bekannt) schon 1775 vorgelesen, so kam unter dem Titel Faust. Ein Fragment 1790 ein erster Druck heraus. Faust. Eine Tragödie (heute als Faust I bekannt) wurde 1808 erstmals gedruckt. 1809 komponierte Ludwig van Beethoven sein op. 75, Sechs Gesänge. Die ersten drei Lieder sind auf Texte von Goethe komponiert: »Kennst du das Land« (aus Mignon), Neue Liebe, neues Leben (ein Gedicht von 1775, das Goethes Liebe zu Lilli Schönemann verarbeitet) und das Flohlied Mephistos, das übrigens auch schon im Fragment enthalten ist. Nicht weniger als 15 Vertonungen listet das sehr hilfreiche Textarchiv von recmusic.org auf, darunter Berlioz, Wagner und Mussorgski. Bei »Ach neige, du Schmerzensreiche« sind es 20, bei »Meine Ruh' ist hin« 28. Da ist Berlioz dann allerdings zweimal gezählt, mit den Huit scènes de Faust und mit La damnation de Faust.
Also es gibt viel Musik zum Vergleichen

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