Der Post war versehentlich im falschen Blog gelandet. Hier ist er:
Ganz schlicht ist der Titel der neuen Produktion in der Tischlerei der Deutschen Oper Berlin, deren Premiere wir am Mittwoch gemeinsam besuchen: HOFFMANN. Zur Erinnerung: wir treffen uns um 18.00 Uhr im Restaurant Deutsche Oper am Götz-Friedrich-Platz.
Es geht um Ernst Theodor Wilhelm Hoffmann, geboren im Jahr der amerikanischen Unabhängigkeit, 1776, in Königsberg, und seine Geschichten. Der dritte Vorname mag etwas verwirren. Es ist aber der Name, der im Geburtsregister steht. Erst 1804 entschied er sich, den dritten Vornamen gegen Amadeus einzutauschen. Das sollte eine Hommage an Mozart sein, der bekanntlich auch nicht Amadeus hieß sondern Theodor, aber das wusste Hoffmann vermutlich nicht. E. T. A. Hofmann, wie man ihn heute meist nennt, ist der Inbegriff des Romantikers und zwar sowohl in der Musik wie in der Literatur. Er ist auch der Erfinder des Begriffs »Romantik« im Zusammenhang mit Musik. Er war im Hauptberuf Justizbeamter, machte aber zeitweise seine Tätigkeiten als Komponist, Dirigent, Musikkritiker und Dichter zur Profession. Heute sind seine Kompositionen nahezu vergessen, aber seine literarischen Werke sind unsterblich – und auch Schulstoff, so etwa die Novelle Das Fräulein von Scuderi aus Die Serapions-Brüder. Vielleicht noch weitere Verbreitung als seine Bücher in gedruckter Form finden seine skurrilen Geschichten auf der Bühne. Die eben genannte Novelle kam 1919 in Mannheim unter dem Titel Der Goldschmied von Toledo als Oper in einem Vorspiel und zwei Akten mit Musik von Jacques Offenbach heraus. In den folgenden Jahren wurde das Werk in vielen deutschen Theatern gespielt, was Ferdinand Lion und Paul Hindemith sicher nicht verborgen geblieben ist. Sie schrieben 1926 Cardillac nach dem selben Stoff, für uns heute weit bekannter als Der Goldschmied von Toledo. Die größte weltweite Verbreitung allerdings findet Hoffmann durch ein Ballett, Der Nussknacker von Peter I. Tschaikowsky. Das Märchen vom Nussknacker und Mäusekönig steht ebenfalls in den Serapions-Brüdern.
Nachdem Hoffmann 1814 in den preußischen Staatsdienst nach Berlin (an das Kammergericht) zurückgekehrt war, gab er als erste literarische Sammlung Fantasiestücke in Callots Manier heraus, in dessen Zentrum das Märchen Der goldene Topf steht. Mehrere Opern gibt es nach diesem Stoff, der bekannteste Komponist – zumindest für die Besucher der Deutschen Oper Berlin – Walter Braunfels, allerdings blieb sein Werk Fragment. 1942 ließ sich der italienische Komponist Gian Francesco Malipiero vom Titel zu I capricci di Callot anregen. Die Handlung folgt einer anderen Erzählung darin, der Prinzessin Brambilla. Diese allerdings verwendete Walter Braunfels auch, seine Prinzessin Brambilla wurde 1909 von Max von Schillings in Stuttgart zur Uraufführung gebracht.
Die Bergwerke von Falun (wiederum aus den Serapions-Brüdern) hatten sowohl Robert Schumann als auch Richard Wagner als Sujet ins Auge gefasst. Nach mehreren Versuchen von weniger bekannten Komponisten des 19. Jahrhunderts schrieb Rudolf Wagner-Régeny seine Oper Das Bergwerk von Falun nach dem Dramentext von Hugo von Hofmannsthal aus dem Jahr 1899, der allerdings erst 1949 zur Uraufführung gekommen war. Wagner-Régenys Werk kam 1961 bei den Salzburger Festspielen heraus.
Jules Barbier und Michel Carré, die wir vor allem als Librettisten einiger sehr berühmter Opern – darunter Carmen von Georges Bizet – kennen, schrieben auch Stücke für das Theater. Eines, Les contes d'Hoffmann, kam 1851 im Théâtre de l'Odéon heraus. Das war das dritte Theater dieses Namens nach zwei Feuerkatastrophen. Im ersten Odéon war 1784 Le mariage de Figaro zur Uraufführung gekommen. Fast dreißig Jahre nach der Uraufführung der Contes d'Hoffmann bat Jacques Offenbach die beiden Librettisten, ihm nach dieser Vorlage einen Text für ein Oper zu schreiben. Der Rest ist bekannt. Offenbach starb noch vor der Uraufführung und es gibt keine von ihm autorisierte Fassung des Werks. Für jede Neuinszenierung eine Herausforderung und Ansporn, den Absichten des Komponisten nachzuspüren.
Die Neuproduktion in der Tischlerei der Deutschen Oper Berlin geht einen anderen Weg. Hier hat sich ein seit einigen Jahren international erfolgreicher innovativer Regisseur, Jakop Ahlbom, des Stücks angenommen und erzählt die Geschichten Hoffmanns, die Offenbachs Oper zugrunde liegen, auf seine Weise. Dazu wird sehr viel Musik von Offenbach verwendet, allerdings in einer Bearbeitung für vier Instrumentalisten. Die Komponistin Anne Champert hat nicht nur die Bearbeitung vorgenommen, sondern auch die Musik neu komponiert, die der Regisseur darüber hinaus brauchte. Hier ist ein Gespräch mit der Komponistin nachzulesen.
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