Montag, 14. Januar 2013

Peter Grimes

Der erste Post im neuen Jahr gilt dem Jüngsten der drei Hauptjubilare: Benjamin Britten, geboren am 22. November 1913 in dem kleinen Städtchen Lowestoft, dem östlichsten Ort Großbritanniens. Peter Grimes ist seine erste Oper, wenn auch nicht sein erstes Bühnenwerk: schon 1941 kam in New York seine »Operette« Paul Bunyan auf die Bühne. Von 1939 bis 1942 lebte er in den USA, er war als überzeugter Pazifist vor dem Krieg in Europa geflohen, kehrte aber schließlich doch in seine Heimat zuurück. Durch E. M. Forster, der Autor von Passage to India wurde Britten aufmerksam auf George Crabbe (1754–1832), einen Dichter aus seiner ostenglischen Heimat. In dessen Versroman The Borough (1810) fand er die Geschichte von Peter Grimes, eingebettet in den 22. von 24 »Briefen«. Sein Paul Bunyan war zwar kein durchschlagender Erfolg, doch wurde Serge Koussevitzky, der Künstlerische Leiter des Boston Symphony Orchestra, auf sein kompositorisches Talent aufmerksam und gab ihm durch die Koussevitzky-Stiftung den Auftrag für eine Oper. Britten entschied sich schnell für den Stoff und auch für den Librettisten, Montagu Slater, ein ebenso glühender Linker und Pazifist wie er selbst.
Die Arbeit am Libretto zog sich hin, sodass Britten erst 1944 so richtig zum Arbeiten kam. Das Opernensemble von »Old Vic« trat seit 1940 bis zum Ende des Krieges nicht mehr in London auf, sondern tourte durch Großbritannien. Für die Wiedereröffnung des Theaters in London 1945 unter dem neu-alten Namen »Sadler's Wells Theatre« wählte die Theaterleitung Benjamin Brittens Peter Grimes, was unter den Mitarbeitern nicht unbedingt Begeisterung auslöste, von »Kakophonie« war die Rede. Ein Vorwurf, den man heute kaum noch nachvollziehen kann. Offenbar gab es kein Problem mit dem Auftraggeber, dass Britten die Uraufführung nun in England vergab. Die amerikanische Erstaufführung fand am 30. Juni 1946 wirklich in Tanglewood statt, der Sommerresidenz des Boston Symphony Orchestra. Es dirigierte ein ehemaliger Assistent Koussevitzkys, der vor einer großen Weltkarriere stand, Leonard Bernstein.
Ungewöhnlich schnell verbreitete sich die Oper in der ganzen Welt. Noch 1946 waren die Erstaufführungen in Schweden, der Schweiz und Belgien zu verzeichnen, 1947 kamen Italien, Deutschland, die Tschechoslowakei Dänemark und Ungarn hinzu. Kurz nach der Deutschen Erstaufführung in Hamburg spielte auch die Städtische Oper Berlin Peter Grimes. Noch im gleichen Jahr schaffte es Peter Grimes in London von Sadler's Wells an Covent Garden. Am 12. Februar 1948 kam Peter Grimes am Metropolitan Opera House in New York heraus, Frederick Jagel, Regina Resnik und John Brownlee sangen die Hauptpartien. Ddie Aufführung am 13. März wurde vom Rundfunk übertragen, Ellen Orford wurde da von der litauische Sopranistin Polyna Stoska gesungen, die ihre Karriere 1938 bis 1941 am Deutschen Opernhaus in Berlin begonnen hatte.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Hinweis: Nur ein Mitglied dieses Blogs kann Kommentare posten.