Montag, 5. November 2012

Jeanne d'Arc

Diesmal frischen wir ein wenig auf, was wir vor ein paar Jahren kennen gelernt haben, Szenen aus dem Leben der  heiligen Johanna von Walter Braunfels. Ein Bekenntniswerk, vom Komponisten ohne jede Aussicht auf eine Aufführung in den Jahren 1939 bis 1943 geschrieben. Für die sprichwörtliche »Schublade« also. Wie meist war Braunfels auch sein eigener Textdichter, aber anders als bei Prinzessin Brambilla (E. T. A. Hoffmann, 1906–1908), Die Vögel (Aristophanes, 1913–1919), Don Gil von den grünen Hosen (Tirso de Molina, 1921–1923) und Der Traum ein Leben (Grillparzer, 1934–1937) gibt es keine direkte literarische Vorlage, sondern Braunfels studierte die Prozessakten, die 1936 von Hans-Henning von Voigt neu herausgegeben worden waren. Auch Anna Seghers befasste sich ebenfalls in dieser Zeit mit den Prozessakten und schrieb ein Hörspiel, das 1937 in Antwerpen gesendet wurde, in Deutschland jedoch erst nach dem Zweiten Weltkrieg bekannt wurde. Auch bei ihr liegt der Gedanke nahe, dass ihre Beschäftigung mit dem Stoff von den politisch motivierten Prozessen der Zeit in Deutschland und der Sowjetunion beeinflusst wurde.
Braunfels schuf ein utopisches Werk, denn die Utopie war die einzige Möglichkeit mit der eigenen Situation umzugehen. Aus rassischen Gründen hatte er Berufsverbot und seine Werke durften in Deutschland nicht aufgeführt werden. Dennoch weigerte er sich, seine Heimat zu verlassen, allerdings zog er an den Bodensee durchaus mit dem Gedanken, wenn es doch noch nötig werden sollte, unbemerkt auf einem Boot Deutschland verlassen zu können. Dass Braunfels nicht an eine Aufführung zu denken brauchte, sondern das Werk wirklich nur für sich schrieb, befreite ihn von Konventionen. Er musste auf gar nichts Rücksicht nehmen und konnte ganz seinem eigenen Schaffensdrang folgen.

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