Montag, 13. November 2017

Monteverdis letzte Oper für Venedig

Im Winter 1642/43 ist die Uraufführung der Oper L'incoronazione di Poppea belegt. Das war Claudio Monteverdi letztes Lebensjahr, im November 1643 starb er 76-jährig. Die Musik ist in zwei Manuskripten erhalten, die beide nicht von Monteverdi selbst stammen. Es gibt daher in der Musikwissenschaft eine bis heute nicht abgeschlossene Diskussion um die Autorschaft Monteverdis. Dabei steht nicht in Zweigel, dass wesentliche Teile der Musik von Monteverdi stammen, aber es könnte durchaus sein, dass auch andere Autoren beteiligt waren. Etwa Francesco Cavalli, der vier Jahre später eine Wiederaufnahme betreute und von dessen Frau Maria wesentliche Teile der handschriftlichen Partitur geschrieben wurden.
Im Teatro San Cassiano fanden seit 1637 Opernaufführungen statt, für die jedermann Eintrittskarten bekommen konnte und die sich im Wesentlichen auch daraus finanzieren sollten. Bis dahin hatte es nur Opernaufführungen gegeben, die von Adligen bezahlt wurden, die sich damit selbst feiern wollten und (ebenfalls adlige) Gäste dazu einluden. Jetzt hatte eine neue Ära begonnen und Claudio Monteverdi, der gefeierte Kapellmeister des Markusdoms, dessen Orfeo, den er dreißig Jahre früher für Mantua geschrieben hatte, bereits 1609 in Venedig als Exempel der neuen Kunstgattung Oper gedruckt worden war trug 1640 Il ritorno d'Ulisse in Patria bei. Mit zweiundzwanzig Solisten und Chor ist L'incoronazione di Poppea eine typische venezianische Ausstattungsoper ihrer Zeit. Die Götter, die nicht nur im Prolog erscheinen, sonder auch in die Handlung »eingreifen«, sind gewissermaßen aus der adligen Form übrig geblieben, wo sie in direkten Dialog mit den Auftraggebern traten. Sieben Bilder in drei Akten boten reichlich Möglichkeiten zur Prachtentfaltung. Das Besondere an der venezianische Oper aber ist, die nur Shakespeare vergleichbare Verzahnung von Tragischem und Komischem. So kann man eigentlich gar nicht sagen, ob L'incoronazione di Poppea eine tragische oder eine komische Oper ist. Es gibt unendlich viele komische Szenen, aber auch der Tod des Seneca ist Teil der Handlung. Der Philosoph und Dramatiker Lucius Aenneus Seneca war der Erzieher und Beraters des Kaisers Nero und wurde von diesem im Jahr 65 zum Selbstmord gezwungen. Poppaea Sabina allerdings war schon seit 59 die Geliebte Neros und seit dem 15. Juni 62 – 12 Tage nach der Ermordung Octavias – seine Ehefrau. Otho, der spätere Kaiser, war da schon längst auf Anraten Senecas nach Lusitanien in die Verbannung geschickt. In einigen Punkten also weicht, was nicht überrascht in der Oper, die Handlung von der Historie wesentlich ab.
Prolog: Fortuna (das Schicksal) und Vierte (die Tugend) bekriegen sich, Amore (die Liebe) will mit der heutigen Handlung beide besiegen.
1. Akt, 1. Bild Vor dem Palast Poppeas: Ottone schmachtet für Poppea. (Otho war tatsächlich der zweite Ehemann Poppaeas, er war wohl – wie Tristan – von Nero als Brautwerber geschickt und verliebte sich selbst in sie) Zwei Soldaten, die den Kaiser beschützen sollen, der bei ihr weilt, sind sehr schläfrig. Als Nero gegangen ist, warnt Arnalta, die Amme, Poppea, den Großen allzu sehr zu trauen. 1. Akt, 2. Bild Kaiserpalast: Ottavia beklagt den Ehebruch Nerones. Ihre Amme rät, sich ebenfalls einen Liebhaber zu nehmen. Doch Seneca mahnt zur Tugend. Das bringt ihm nur Spott ein, aber Ottavia bittet ihn, sich im Senat für sie einzusetzen. Pallade (die Göttin Pallas) erscheint und prophezeit Seneca den frühen Tod. Nerone verkündet, dass er Ottavia verstoßen und Poppea heiraten werde und gerät darüber in Streit mit Seneca. Ottone belauscht Nerone, als dieser Poppea das Heiratsversprechen gibt und den Tod Senecas beschließt. Nach dem Abgang Neros kommt er aus dem Versteck und macht Poppea Vorhaltungen. Die beruft sich aber auf Fortuna. Drusilla, die frühere Geliebte Ottones versucht, ihn aufzuheitern.
2. Akt, 1. Bild Senecas Villa: Seneca preist das Landleben. Mercurio kommt als Abgesandter Pallades, um ihm den Übergang zu einem besseren Leben anzukündigen. Liberto überbringt die Befehle Nerones. Seine Schüler jammern, aber er lässt das Bad einlaufen, in dem er sich umbringen wird.  2. Akt, 2. Bild Rom: Heitere Stimmung bei Nerone und den Höflingen, nachdem Seneca tot ist. Ganz anders Ottavia: sie beauftragt Ottonen, Poppea zu töten. Er soll das in Frauenkleidern tun. Die bekommt er von Drusilla.  2. Akt, 3. Bild Poppeas Garten: Auch Poppea freut sich über den Tod Senecas und schlägt die Warnungen Arnaltas in den Wind. Amor bewacht die schlafende Poppea und verhindert den Mord. Arnalta lässt »Drusilla« verfolgen.  3. Akt, 1. Bild Rom: Drusilla freut sich, weil sie glaubt, Poppea sei tot. Als sie als vermeintliche Mörderin verhaftet wird, nimmt sie die Schuld auf sich. Aber als sie deswegen hingerichtet werden soll, bekennt sich Ottone zur Tat. Beide werden verbannt. Ottavia wird verstoßen, sie soll in einer Barke auf dem Meer ausgesetzt werden. Nun kann die Krönung Poppeps vorbereitet werden. Arnalta freut sich, die Vertraute der Kaiserin zu werden. Ottawa nimmt Abschied von Rom. 3. Akt, 2. Bild Neros Palast: Krönung.

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