Montag, 23. März 2015

Zdeněk Fibich: Nevěsta messinská

Die Lebensdaten von Zdeněk Fibich kann man sich leicht merken, seine Existenz füllte die komplette zweote Hälfte des 19. Jahrhunderts aus: Er wurde 1850 geboren und starb 1900. Nach Bedřich Smetana (1824–1884) und neben Antonín Dvořák (1841–1904) war er derjenige Komponist, der eine typisch tschechische Musik ausbildete. Die Einflüsse der deutschen Tradition sind bei ihm deutlicher noch als bei den beiden anderen zu finden. Vielleicht hat das damit zu tun, dass er aus einer »Mischehe« stammte. Sein Vater war ein tschechischer Forstbeamter, seine Mutter eine Wienerin, die ihn bis zu seinem 9. Lebensjahr zu Hause unterrichtete. Seinen Schulabschluss machte er zwar an einem tschechisch-sprachigen Gymnasium, doch gleich mit 15 Jahren ging er zum Studium nach Leipzig, wo u. a. Ignaz Moscheles und Salomon Jadasohn seine Lehrer waren. Nach weiteren Studien in Paris und Mannheim kehrte er 1870 nach Prag zurück, wo er sogleich mit der Komposition seiner ersten Oper Bukovina auf ein Libretto von Karl Sabina begann. Karel Sabina war der Librettist von Bedřich Smetanas Prodaná nevěsta (Die verkaufte Braut), der später von einem selbsternannten Gericht aus Intellektuellen und Künstlern als kaiserlicher Polizeispitzel verurteilt wurde.
1873/74 verbrachte Fibich in Vilnius.wo er eine Stellung als Chorleiter innehatte. Seine Frau und zwei seiner Kinder starben dort, er kehrte nach Prag zurück, wo er dann bleiben sollte. Eine zweite Ehe mit einer Opernsängerin verlief unglücklich, 1895 verließ er sie für eine ehemalige Schülerin, Anežka Schulzová, die für ihn die Libretti zu seinen letzten drei Opern schrieb, Hedy, Šárka und Pád Arkuna.
Fibich schrieb etwa 200 Lieder in deutscher Sprache, Kammermusik und Sinfonien, mit denen er einige Preise in Deutschland gewann. Mit seiner Tondichtung Záboj, Slavoj a Luděk wandte er sich 1873 erstmals einem tschechischen Stoff zu. Smetana ließ sich davon zu seinem Zyklus Má vlast mit der berühmten Vltava (Die Moldau) inspirieren.
Wie Smetana war Fibich von Wagner fasziniert. Während bei Smetana, zumindest aus heutiger Sicht, die idiomatische Einfärbung der Musik durch populäre Motivik den Vorwurf seiner Gegner, »deutsche« Musik zu schreiben, unverständlich erscheinen lässt, bleibt bei Fibich, insbesondere in der Schiller-Oper Nevěsta messinská, das Vorbild doch sehr hörbar.
1803 kam in Weimar Die Braut von Messina von Friedrich Schiller zur Uraufführung. Schiller formte seine Tragödie nach griechischem Vorbild und folgte diesem insbesondere durch die (Wieder-) Einführung des Chors. Der Grundkonflikt ähnelt ein wenig dem von König Ödipus. Hier ist es allrdings eine Tochter, die zur Vermeidung einer vorhergesagten Katastrophe getötet werden soll, und nicht ein Sohn. Donna Isabella, Fürstin von Messina, ließ Beatrice heimlich in ein Kloster bringen. Erst nach dem Tod ihres Mannes, des Fürsten von Messina, enthüllt sie ihre Existenz. Die beiden verfeindeten Söhne Don Manuel und Don Cesar, die sie kurzzeitig zu einer Versöhnung bewegen konnte, haben sich aber bereits unabhängig von einander in die Unbekannte verliebt. Don Cesar erschlägt seinen Bruder, als er die beiden überrascht. Als er erfährt, dass es ihrer beider Schwester ist, die sie liebten, bringt er sich selbst um. Was für ein Opernstoff!
1839 komponierte Nicola Vaccaj (1790–1848) La sposa di Messina als seine vorletzte Oper. Vaccaj ist heute vor allem bekannt als Autor des Metodo pratico di canto italiano, der bis heute gültigen Gesangsschule für Opernsänger. Musikgeschichtlich hat er auch noch eine gewisse Bedeutung als der Komponist, für den Felice Romani das Libretto schrieb, das später als I capuleti e i Montechi von Vincenzo Bellini vertont werden sollte. La sposa di Messina ist erst in jüngster Zeit wiederentdeckt worden während Fibichs Nevěsta messinská zumindest in Tschechien nie ganz in Vergessenheit geriet. Es gibt immerhin drei Gesamtaufnahmen davon, zwei aus den 50er Jahren, eine aus den 70ern. In allen drei singt Ivo Žídek den Don Cesar.

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