Als Friedrich Ludwig Zacharias Werner seine romantische Tragödie Attila, König der Hunnen schrieb, stützte er sich auf Quellen, die inzwischen revidiert sind. So schrieb er unter das Personenverzeichnis »Die Catastrophe fällt in's Jahr 454 nach Christi Geburt.« Heute geht man davon aus, dass Attila 452 in Italien einfiel und, nachdem er sich in sein Herrschaftsgebiet zurückgezogen hatte, 453 in seiner Hochzeitsnacht starb. Das ist jedoch nicht eintscheidend, Werner hatte mit der »Geißel Gottes« (so wird Attila im Personenverzeichnis genannt) ohnehin einen anderen Tyrannen porträtieren wollen. Wenige Wochen nach der triumphalen Aufführung seines Dramas Martin Luther oder die Weihe der Kraft mit Iffland in der Titelrolle erlebte er am 27. Oktober 1806 in Berlin den Einzug Napoleons. Sein nächstes in Berlin aufgeführtes Bühnenwerk, die ebenfalls von Iffland inszenierte Umarbeitung des ersten Teils der Söhne des Tales, Die Templer auf Cypern, war jedoch ein Fiasko und er schwor, nichts mehr für die Bühne zu schreiben. Ein Jahr später durchbrach er den Schwur mit der Veröffentlichung von Attila, König der Hunnen, worin er dem »Normaltyrann« Napoleon ein negatives Denkmal verpassen wollte. Die Aufführung erfolgte etwas später in Wien. Dort interessierte sich Beethoven für den Dramatiker und schrieb eigenhändig einige Sätze aus Die Templer von Cypern ab.
Die Hauptpersonen in Zacharias Werners romantischer Tragödie sind Attila, Aëtius, Leo der Große, Hildegunde und der römische Kaiser Valentinian. Mit 19 weiteren Personen und zwei Chören ist die Tragödie außerordentlich groß dimensioniert und schreit gewissermaßen nach Musik. Verdi kannte die Tragödie vermutlich durch Madame de Staëls De l'Allemagne, worin ein Kurzporträt Zacharias Werners und eine Zusammenfassung von Attila enthalten ist. Jedenfalls nimmt er in seiner Korrespondenz mehrfach Bezug darauf. Die Szenen am Kaiserhof Valentinians verwarf Verdi, aber die anderen historischen Figuren übernahm er.
Attila fand schon im Mittelalter Eingang in die Literatur: in zwei Opernliebhabern sehr vertrauten Dichtungen kommt er vor, im Nibelungenlied unter dem Namen Etzel und in der Völsungasaga als Atli. Beides gehört zu den Quellen des Rings des Nibelungen von Richard Wagner, wo Attila freilich nicht auftritt. Attila war von 434 bis zu seinem Tod 453 König der Hunnen, zunächst zusammen mit seinem Bruder Bleda, den er jedoch um 445 umbringen ließ. Er ließ sich zunächst vom oströmischen Reich Tribut zahlen, als von dort nichs mehr zu holen war, wandte er sich dem weströmischen Reich zu, mit dem er zunächst gute Beziehungen pflegte, vor allem durch Aëtius, dem er half, die Burgunden vom Rhein zu vertreiben. 451 erhob er Ansprüche auf das weströmische Reich, die von Kaiser Valentinian selbstverständlich zurückgewiesen wurden. Daher fiel er in Gallien ein, wurde von den Römern und Westgoten jedoch zurückgeschlagen. Schon geschwächt zog er dann gegen Italien, wo er 452 Aquileia belagerte, für einen Feldzug gegen Rom jedoch keine Kraft mehr hatte, sondern sich zurückzog. Dass es dabei zu einer Begegnung mit dem Bischof von Rom, Leo I. gekommen sei ist Bestandteil der Legende.
Der im heutigen Bulgarien geborenen Aëtius kämpfte einst mit hunnischen Hilfstruppen gegen Rom, verständigtesich dann aber mit dem neuen Kaiser Valentinian III. und wurde römischer Feldherr. Als er auf Betreiben der Kaiserin-Mutter abgesetzt wurde, floh er wieder zu den Hunnen, wurde aber bald in seinen alten Ehren wieder abgesetzt. Sein gutes Verhältnis zu Attila hielt an, bis dieser 451 in Gallien einfiel. Dort bezwang er ihn noch, während in Aquileia erst das Eingreifen oströmischer Truppen und Seuchen Attila zum Rückzug zwangen. 454 fiel er in Ungnade und wurde auf Befehl des Kaisers ermordet.
Leo der Große wurde 440 zum Bischof von Rom gewählt. Er nahm als Erster den Titel »pontifex maximus« an und ist für die Entwicklung des Papsttums entscheidend. 452 soll er sich den Truppen Attilas vor Mantua entgegengestellt haben. Man kann vermuten, dass nicht in erster Linie seine Person, sondern geldwerte Argumente die Hunnen und Attila davon überzeugt haben, Rom nicht anzugreifen. Auch drei Jahre später verteidigte Leo seinen Bischofssitz durch Verhandlungen mit dem Vandalenkönig Geiserich, als dieser Rom überfiel.
Ildikó war eine gotische oder germanische Prinzessin, die 453 mit Attila verheiratet wurde. Am Morgen nach der Hochzeitsnacht fand man sie weinend am Bett. Attila war an einem Blutsturz in der HOchzeitsnacht gestorben.
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