Montag, 15. September 2025

Los geht es am Mittwoch

Liebe Teilnehmende der Zehlendorfer Operngespräche,

wir treffen uns zum Beginn der Opernspielzeit wieder am Mittwoch, 17. September, 18.15 Uhr, in der Alten Feuerwache in Zehlendorf im zweiten Stock. Wir versuchen, uns einen Überblick zu verschaffen, wenigstens über die erste Hälfte der Spielzeit (hier eine Zusammenstellung der Neuproduktionen in der gesamten Spielzeit in Berlin und anderswo). Dann werden wir uns mit Jesus Christ Superstar, die Premiere der Komischen Oper steht ja unmittelbar bevor. Dazu gibt es im letzten Blogbeitrag einiges zu lesen. Wenn Zeit bleibt, möchte ich danach den Blick auch noch auf Weimar lenken. Dort wird nicht nur – ebenfalls am 19. September – Euridice aufgeführt, die laut Wikipedia allererste Oper, die vor 225 Jahren ein neues Zeitalter der Musikdramatik einleitete. Die Premiere ist schon ausverkauft, sie findet nicht im Nationaltheater, sondern im Studio statt. Also gab es nur wenige Tickets. Am Tag danach gibt es im Nationaltheater ein Kleist-Doppelprogramm: Penthesilea und Der zerbrochene Krug. Die Musik der beiden Vertonungen von Othmar Schoeck (1925) und Viktor Ullmann (ca. 1942) passt besser zusammen, als man denken möchte. In beiden Werken ist der Aufbruch der zwanziger Jahre ebenso enthalten wie die Reaktion etwa eines Richard Strauss darauf. Schoeck, der wie Strauss ein großer Meister des Liedes war, schreibt ein Duett zwischen Penthesilea und Achill (hier eine Tonaufnahme des später eingefügten zweiten Teils), das sehr auf den späten Strauss verweist. Insgesamt vier Gesamtaufnahmen sind bisher auf Schallplatten und CDs veröffentlicht worden. Die älteste ist ein Mitschnitt aus der Württembergischen Staatsoper von 1957 mit Martha Mödl und Eberhard Wächter unter der musikalischen Leitung von Ferdinand Leitner (hier bei YouTube). Zusammenhängend können Sie die neueste Aufnahme, aus der das oben erwähnte Duett stammt, nur bei den Streamingdiensten hören (Naxos-Music-Library gratis, wenn Sie einen Bilbiotheksausweis der Berliner Stadtbibliotheken haben). Die beiden dazwischen entstandenen, 1973 in Luzern unter der Leitung von Zdenek Macal, 1982 in Salzburg unter der Leitung von Gerd Albrecht, sind komplett nur antiquarisch auf Schallplatten bzw. CDs zu erhalten. Hier gibt es bei YouTube immerhin einen Ausschnitt aus der Salzburger Aufnahme. Penthesilea von Schoeck ist eine sehr knappe Fassung des Textes von Kleist, konzentriert auf Achill und Penthesilea mit Meroe als Vermittlerin und Ankerpunkt. Sie dauert eine Stunde und 20 Minuten, wird daher meist allein gespielt, wie etwa 2018 in Frankfurt, wovon sich noch dieser Trailer erhalten hat mit erhellenden Bemerkungen von Hans Neuenfels und anderen Mitwirkenden. Der zerbrochene Krug von Ullmann wurde erst in den 1990er Jahren wiederentdeckt und durch die Staatskapelle Weimar unter der Leitung von Israel Yinon am 17. Mai 1996 in Dresden zur konzertanten Uraufführung gebracht. Gerd Albrecht dirigierte das Werk mit dem DSO in Berlin im folgenden Jahr. Szeische Aufführungen gab es bisher nur wenige, in Münster und Hildesheim etwa. Ein beonderes Problem ist bei dem 40minütigen Werk die Kombination. Im Münchner Opernstudio versuchte man es 2018 mit Kreneks Der Diktator. Ob in Münster 2007 ein zweites Musiktheaterwerk dazu kam, habe ich nicht herausgefunden, in Hildesheim jedefalls hat man es 2012 auch schon mit einer Schoeck-Ullmann Kombination versucht, nur kam man seltsamerweise nicht auf Penthesilea, sondern entschied für das weit unbekanntere Simgspiel Erwin und Elmire. Vielleicht eine kleine Rache an Goethe, der ja den Zerbrochenen Krug von Kleist zwar zur Uraufführung brachte, den Erfiolg aber vermutlich durch seine Inszenierung ruinierte. Sein eigener Singspieltext hat zwar höhere lyrische Qualitäten (man denke nur an Das Veilchen, vertont u. a. von Mozart), ist aber als Komödie mit Tiefgang Kleist bei weitem unterlegen. Bei der Kombination mit Schoecks Penthesilea besteht andererseits die Gefahr, dass diese sich stärker in der Erinnerung einprägt, als Ullmanns Werk. Schauen wir, was Weimar daraus macht. Die Absicht, ein Ganzes aus dem Abend zu machen, spiegelt sich schon in der Besetzung. Einige Sängerinnnen und Sänger treten in beiden Oper auf, darunter Anna Schoeck, die sie vielleicht kennen, sie war einma Stipendiatin dan der Deutschen Oper Berlin, die Meroe und Eve singt. Videos von szenischen Aufführungen habe ich keine gefunden, aber eine Tonaufnahme mit Partitur hier.

Mal sehen, ob wir am Mittwoch Zeit finden auch darüber ein wenig zu sprechen. Jedenfalls freue ich mich auf Sie und verblebe

Ihr Curt A. Roesler 

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