Mittwoch, 16. September 2020

Schönberg – Strawinsky – Ravel

Maurice Ravel setzte 1913 drei symbolistische Gedichte von Stéphane Mallarmé in Musik, Trois poèmes de Stéphane Malarmé für Singstimme, zwei Flöten, zwei Klarinetten, zwei Violinen, Viola, Violoncello und Klavier. Auch diese Komposition wäre natürlich als Ergänzung zu Schöbergs Pierrot lunaire denkbar. Und tatsächlich ist sie sogar mittelbar nicht nur durch den symbolistischen Inhalt verbunden, sondern auch über Strawinsky, dem er das erste Lied widmete. Am 29. Mai hatte Strawinsky mit der Uraufführung des Balletts Le sacre du printemps die künstlerische Welt in Aufruhr gebracht. Maurice Ravel und Claude Debussy gehörten zu den größten Bewunderern des russischen Emigranten. Erstmals stand das Werk Mallarmés in diesem Jahr in einer Gesamtausgabe zur Verfügung. Und nicht nur Ravel suchte sich drei Gedichte zur Vertonung aus, sondern auch Debussy, zwei Gedichte sind sogar identisch. Die Lieder Debussys werden allerdings ganz konventionell nur vom Klavier begleitet. Strawinsky hingegen arbeitete zur gleichen Zeit an einem dreiteiligen Liedzyklus mit Kammermusikbegleitung. Er suchte sich aber die Vorlagen in Fernost. Trois poésies de la lyrique japonaise vertonte er in einer russischen Übersetzung. Er verwendet darin exakt das gleiche Instrumentarium wie Ravels Trois poèmes... und soll dabei von Schönbergs Pierrot lunaire aneregt worden sein. Er war im Jahr davor zur Uraufführung nach Berin gefahren. Ganz gleich ist die Instrumentation nicht, Schönberg schreibt nur einen Flötisten/eine Flöstistin, einen Klariettisten/eine Klarinettistin, einen Geiger/eine Geigerin, einen Cellisten/eine Cellistin und einen PIanisten/eine Pianistin vor. Allerdings müssen einige auch mehrere Instumente spielen, wenn statt der Flöte Pikkoloflöte, statt des Klarinette Baßklarinette und statt der Violine Viola verlangt wird.

Für ausführliche Hörvergleiche wird im Kurs heute Abend die Zeit fehlen, aber YouTube bietet von allen drei Werken Tonaufnamen mit dazu ablaufender Partitur zum Nachverfolgen. Hier die Links für (noch einmal) Pierrot lunaire, Trois poèmes de Stéphane Mallarmé und Trois poésies de la lyrique japonaise. Und zur Ergänzung auch noch Trois poèmes de Stéphane Mallarmé von Claude Debussy, ebenfals mit Noten.

Bis bald, Curt A. Roesler

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