1. Akt, 1. Bild
Frühling im Sommergarten. Warum ein Kinderchor eine große Rolle spielt unter den Offizieren, Gesellschafterinnen und übrigen Spaziergängern im St. Petersburg vom Ende des 18. Jahrhunderts? Tschaikowsky hatte in Paris Carmen gesehen und war fasziniert von den Kommentaren der Straßenkinder über die Wachablöse im 1. Akt. Der deutschstämmige Offizier Hermann ist verliebt, aber er weiß nicht einmal, wie die schöne Unbekannte heißt: »Ich scheue mich, danach zu fragen«, singt er, »Ein Engel, schwebte sie hernieder«. In Russisch beginnt die kurze lyrische Episode so: »Ya imeni yeyo znaiu«
(»Я имени ее не знаю«). Kaum sind die Spaziergänger vorüber, kommt sie schon selbst – als Braut des Fürsten Jeletzki. Zur Zerstreuung weiß Graf Tomsky in seiner Ballade Interessantes über die Großmutter der nun als Lisa Vorgestellten zu berichten: »Es rief in Versailles« (»Odnazhchi w Versale« – »Однажды в Версале«). Das musikalische Thema klang schon im Vorspiel auf. Ebenso das Motiv der drei Karten, deren gewinnbringendes Geheimnis die als Fürstin also besitzen soll. Wenn sie es verrät, muss sie sterben, auch das sagt die Ballade, aber Hermann ist nicht aufzuhalten. Über Lisa, die offensichtlich von ihm auch nicht unberührt ist, will er an das Geheimnis der Gräfin kommen.
1. Akt 2. Bild
Hausmusik bei der Gräfin ***. Lisa und ihre Vertraute Pauline sitzen am Klavier und trällern ein Duett, Text von Wassili Schukowski (1783–1852): »Уж вечер облаков померкнули края« (»Uzh vecher oblakov pomerknuli kraya,« »Es dämmert, all das Licht«). Lisa fordert Pauline auf, ein Lied zu singen. Sie nimmt ein Gedicht von Konstantin Batjuschkow (1787–1855): »O Schwestern klagt mir« (»Podrugi milie«, »Подруги милые«). Beides sind originale Kompositionen von Tschaikowsky, die aber den Tonfall des napoleonischen Zeitalters aufnehmen, aus dem die Gedichte stammen. (Katharina II., zu deren Regierungszeit die Oper spielen soll, starb wohlgemerkt 1796, die Gedichte sind also eigentlich »Zukunftsmusik«.) Weil die Romanze gar zu traurig ist, setzt Pauline ihren Vortrag mit einem echt russischen Tanzlied fort: »He Maschenka, komm zur Linde« (»Ну-ка, светик Машенька«,
»Nu-ka, svetik Mashenka«). Das bringt wiederum die Gouvernante auf den Plan, die den beiden mit einem eigenen Arioso Mores lehrt. Als alle gegangen sind, tritt Lisa auf den Balkon hinaus und gibt sich ihren ambivalenten Gefühlen vor der Hochzeit hin. Der Balkon ist der richtige Ort für Hermann, zu erscheinen. Die Gräfin, die von innen an die Balkontür klopft, stört das Stelldichein.
2. Akt, 1. Bild
Der Maskenball in einem reichen Haus beginnt mit einer Chorszene, die den spätabsolutistischen Pomp repräsentiert. Auf das klassizistische Stilzitat folg das Zitat des eigenen Stils: den Text für die Arie des Fürsten Jeletzki schrieb Tschaikowsky selbst, die Melodie erinnert stark an die Arie des Fürsten Gremin in Eugen Onegin: »Als Du zum Gatten mich erkoren« (»Ya vas lyublyu, lyublyu besmerno«, »Я вас люблю, люблю безмерно«). Der Augenschein trügt nicht: die deutsche Übersetzung ist sehr frei, die Worte bedeuten so etwas wie »Ich liebe dich, liebe dich über alle Maßen«. Mit der folgenden Szene haben viele Interpreten gehadert. Auf den ersten Blick ist das Schäferspiel vielleicht entbehrlich, da es die Handlung der Oper aufhält. Aber nicht nur musikalisch würde etwas Entscheidendes fehlen, wenn man es wegließe (was durchaus auch gemacht wurde, ohne dass es das Problem, das man damit lösen wollte, gelöst hätte. Die Oper wird nämlich nicht kürzer dadurch, weil sie explizit nicht kurzweiliger wird. Gerade, wenn man die Kunstgattung Oper ernst nimmt, braucht es diesen Teil der repräsentativen Kunst. Und abgesehen davon hat Tschaikowsky ein Duettjuwel versteckt in dem kleinen Kabinettstück, das Lisa und Pauline als Daphnis und Chloe vortragen, beginnend mit einer Volksmelodie, die an »Üb' immer Treu' und Redlichkeit« bzw. »Ein Mädchen oder Weibchen« bzw. »Plaisir d'amour« gemahnt: »Ich habe Daphnis gern« (»Moi milenki druzhok« »Мой миленький дружок«). Mit Tomsky als Plutus weitet sich das Spiel zum Terzett aus: »Schönste, da sind wir beide« (»Kak ty mila prekrasna« »Как ты мила, прекрасна!«). Im Allgemeinen Getümmel am Ende des Festes begegnen sich Lisa und Hermann erneut, sie gibt ihm einen Hinweis, wie er in das Kabinett der Gräfin gelangen kann, wenn er auf dem Weg zu ihr ist.
2. Akt, 2. Bild
Die zentrale Szene der Oper (das vierte von sieben Bildern) findet im Schlafzimmer der titelgebenden Gräfin statt. Atemlos erreicht Hermann den Ort, wo er sich versteckt. Gouvernanten bringen die Gräfin zu ihrem Ruhesessel. Das Fest war ihr zuviel, sie gibt sich jetzt Erinnerungen an ihre Jugend hin. Eine Arie aus der Oper Richard Cœur-de-lion von A. E. M. Grétry aus dem Jahr 1784 geht ihr nicht aus dem Kopf: »Je crains de lui parler la nuit«, das ist auch in der Originalpartitur mit lateinischen Buchstaben geschrieben. Bedrohlich steigt das musikalisch he Motiv der drei Karten von den Klarinetten sequenziert auf, wenn Hermann sich aus seinem Versteck wagt und die Gräfin anspricht: »Gräfin, hören Sie!« (»Ne pugaites!« »Не пугайтесь!«). Die Gräfin bleibt standhaft, aber als Hermann seine Pistole zückt, um sie zu erschrecken, stirbt sie. Lisa entdeckt Hermann und die tote Gräfin. Sie glaubt nun, dass Hermann sich nur an sie herangemacht hat, um an die Gräfin zu kommen. Verzweifelt stürzt sie hinaus.
3. Akt, 1. Bild
In seiner Unterkunft kann Hermann nicht schlafen. Er hat einen Brief von Lisa erhalten, in dem sie ihm vergibt und um ein Stelldichein um Mitternacht an der Neva bittet. Orthodoxe Gesänge aus dem Kloster grundieren sein Traumgesicht: Die tote Gräfin erscheint ihm und nennt nun doch das Geheimnis der drei Karten: Drei, Sieben, As.
»Was sah ich?« (»Mne strashno« »Мне страшно!«)
3. Akt, 2. Bild
An der Newa wartet Lisa auf Hermann: Szene »Es geht auf Mitternacht« (»Uzh polnoch blizitsya« »Уж полночь близится«) und Arioso »Alles ist schlafen gegangen« (»Akt isomilas ya gorem« »Ах, истомилась я горем«). Mitternacht steht unmittelbar bevor, angekündigt von Lisa: »Bald hebt zum Glockenschlag der Hammer aus« (»A yesli mne v ovtet chasy probyut« »А если мне в ответ часы пробьют«) und dann auch harmonisch ausgestaltet (wir hatten anlässlich der Lustigen Weiber von Windsor schon einmal verschiedene Ausgestaltungen dieses akustischen Phänomens in Opern gegenübergestellt, an Pique-Dame hatte ich damals gar nicht gedacht). Hermann erscheint endlich, aber im Duett reden sie nur aneinander vorbei. Er will jetzt zum Spieltisch, um seinen todsicheren Tipp zu spielen, und dann genug Geld zu haben, um mit ihr zu fliehen. Aber sie Willen jetzt haben. Er rennt davon und sie stürzt ich in die Newa.
3. Akt. 3. Bild
Im Casino wird gefeiert: »Freunde, schlürft in vollen Zügen« (»Buden pit i veselitsya« »Будем пить и веселиться«). Tomsky gibt ein Lied zum besten: »Hätten doch die Mädchen Flügel« (»Yeslib miliya devitsy« »Если б милые девицы«). Hermann setzt alles (40.000 Rubel) auf seine drei Karten und philosophiert über das Leben und das Spiel:
»Das Leben gleicht dem Spiel« (»Chto nasha zhizn? Igra!«, »Что наша жизнь? — Игра!«). Der Augenschein macht schon wieder stutzig, wieso gibt es kein Fragezeichen in der deutschen Fassung. eine korrektere Übersetzung wäre: »Was ist das Leben? – Ein Spiel!«. Die drei Karten, die Hermann geträumt hat, sind natürlich nicht die richtigen. Statt auf das As hätte er auf die Pik-Dame setzen sollen. Er verliert alles, verflucht die Gräfin und erschießt sich.
2. Akt, 2. Bild
Die zentrale Szene der Oper (das vierte von sieben Bildern) findet im Schlafzimmer der titelgebenden Gräfin statt. Atemlos erreicht Hermann den Ort, wo er sich versteckt. Gouvernanten bringen die Gräfin zu ihrem Ruhesessel. Das Fest war ihr zuviel, sie gibt sich jetzt Erinnerungen an ihre Jugend hin. Eine Arie aus der Oper Richard Cœur-de-lion von A. E. M. Grétry aus dem Jahr 1784 geht ihr nicht aus dem Kopf: »Je crains de lui parler la nuit«, das ist auch in der Originalpartitur mit lateinischen Buchstaben geschrieben. Bedrohlich steigt das musikalisch he Motiv der drei Karten von den Klarinetten sequenziert auf, wenn Hermann sich aus seinem Versteck wagt und die Gräfin anspricht: »Gräfin, hören Sie!« (»Ne pugaites!« »Не пугайтесь!«). Die Gräfin bleibt standhaft, aber als Hermann seine Pistole zückt, um sie zu erschrecken, stirbt sie. Lisa entdeckt Hermann und die tote Gräfin. Sie glaubt nun, dass Hermann sich nur an sie herangemacht hat, um an die Gräfin zu kommen. Verzweifelt stürzt sie hinaus.
3. Akt, 1. Bild
In seiner Unterkunft kann Hermann nicht schlafen. Er hat einen Brief von Lisa erhalten, in dem sie ihm vergibt und um ein Stelldichein um Mitternacht an der Neva bittet. Orthodoxe Gesänge aus dem Kloster grundieren sein Traumgesicht: Die tote Gräfin erscheint ihm und nennt nun doch das Geheimnis der drei Karten: Drei, Sieben, As.
»Was sah ich?« (»Mne strashno« »Мне страшно!«)
3. Akt, 2. Bild
An der Newa wartet Lisa auf Hermann: Szene »Es geht auf Mitternacht« (»Uzh polnoch blizitsya« »Уж полночь близится«) und Arioso »Alles ist schlafen gegangen« (»Akt isomilas ya gorem« »Ах, истомилась я горем«). Mitternacht steht unmittelbar bevor, angekündigt von Lisa: »Bald hebt zum Glockenschlag der Hammer aus« (»A yesli mne v ovtet chasy probyut« »А если мне в ответ часы пробьют«) und dann auch harmonisch ausgestaltet (wir hatten anlässlich der Lustigen Weiber von Windsor schon einmal verschiedene Ausgestaltungen dieses akustischen Phänomens in Opern gegenübergestellt, an Pique-Dame hatte ich damals gar nicht gedacht). Hermann erscheint endlich, aber im Duett reden sie nur aneinander vorbei. Er will jetzt zum Spieltisch, um seinen todsicheren Tipp zu spielen, und dann genug Geld zu haben, um mit ihr zu fliehen. Aber sie Willen jetzt haben. Er rennt davon und sie stürzt ich in die Newa.
3. Akt. 3. Bild
Im Casino wird gefeiert: »Freunde, schlürft in vollen Zügen« (»Buden pit i veselitsya« »Будем пить и веселиться«). Tomsky gibt ein Lied zum besten: »Hätten doch die Mädchen Flügel« (»Yeslib miliya devitsy« »Если б милые девицы«). Hermann setzt alles (40.000 Rubel) auf seine drei Karten und philosophiert über das Leben und das Spiel:
»Das Leben gleicht dem Spiel« (»Chto nasha zhizn? Igra!«, »Что наша жизнь? — Игра!«). Der Augenschein macht schon wieder stutzig, wieso gibt es kein Fragezeichen in der deutschen Fassung. eine korrektere Übersetzung wäre: »Was ist das Leben? – Ein Spiel!«. Die drei Karten, die Hermann geträumt hat, sind natürlich nicht die richtigen. Statt auf das As hätte er auf die Pik-Dame setzen sollen. Er verliert alles, verflucht die Gräfin und erschießt sich.
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