Donnerstag, 20. Februar 2020

Rued Langgaard (1893–1952)

Mit 16 Sinfonien hat der dänische Komponist und Organist die Produktion von Beethoven, Dvořák, Mahler und auch seines Landsmannes Carl Nielsen, der nur sechs schrieb, bei weitem übertroffen. 16 Sinfonien stehen in seinem Werkverzeichnis, manche haben Mahlersche Länge, andere sind nur wenige Minuten lang. Und jede ist ein neuer Anlauf, die tradierte Form in etwas Neues zu verwandeln. Die erste, die »Felsen-Sinfonie« wurde 1913 von den Berliner Philharmonikern uraufgeführt. Sein bedeutendstes Werk ist wohl die Sphärenmusik (Sfærernes Musik, 1916–1918), eine Vokalsinfonie für zwei Orchester, ein Haupt- und ein Fernorchester, sowie Chor, Orgel und Sopransolo. Die eigesetzten Mittel ähneln Mahlers Zweiter oder Achter Sinfonie, die Musik aber ist eher am Impressionismus orientiert und hat György Ligeti tief beeindruckt, als er die Partitur Ende der 60er Jahre kennenlernte.
Zu Lebzeiten galt Langgaard nicht viel. Er erhielt zwar eine staatliche Rente (die nordischen Staaten haben sich früh um ihre Künstler gekümmert), aber eine feste Organistenstelle erhielt er erst mit 46 Jahren. Am Dom zu Ribe, einer Kleinstadt an der Nordsee, weit entfernt vom künstlerischen Zentrum Kopenhagen. Dort schrieb er die Sinfonien ab Nr. 9, darunter die minimalistisch kurzen Nr. 11 und 12, aber auch wieder größer Dimensionierte wie die 14. (Der MorgenMorgenen) und die letzte im Jahr 1951, Synflod af Sol (Die Sintflut der Sonne).
Schon zu Lebzeiten kaum aufgeführt, geriet der Komponist Rued Langgaard nach seinem Tod 1952 vollends in Vergessenheit, die 1968 erstmals durch die Wiederaufführung der Sphärenmusik durchbrochen wurde. Das Dänische Schallplattenlabel Dacapo veröffentlichte 2008 sämtliche Sinfonien mit dem dänischen Nationalsinfonieorchester, dirigiert von Thomas Dausgaard. Dausgaard dirigierte auch 2015 die erste Dänische Aufführung der Oper Antikrist in Ribe, wo es seit 2010 ein Langgaard-Festival gibt. Die Uraufführung des sperrigen und aus der Zeit gefallenen Werks fand 1999 in Innsbruck statt. Die Deutsche Erstaufführung erfolgte in Mainz vor zwei Jahren.

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