Montag, 19. März 2018

Dmitri Schostakowitsch Filme

Nachdem wir uns anlässlich der Premiere Das Wunder der Heliane an der Deutschen Oper Berlin einen Seitenblick auf Korngolds Filmpartituren geworfen haben, machen wir das bei Schostakowitsch, dessen Nase noch in dieser Spielzeit an der Komischen Oper Berlin herauskommt, natürlich auch. Allerdings hat Schostakowitsch (1906-1972, also ein Zeitgenosse des nur neun Jahre älteren Korngold, der dennoch sehr viel mehr mit dem 1913 geborenen Benjamin Britten gemeinsam hat) weit mehr Musik für das Kino geschrieben. Was ihn mit Korgold allenfalls verbindet, sind die zahlreichen Partituren, die ursprünglich für den Film geschrieben wurden und nachträglich in den Konzertsaal kamen. Allerdings gibt es bei ihm auch das umgekehrte, eine Sinfonie, die nachträglich vollständig bebildert wurde, die Leningrader Sinfonie. Das kann man sich bei Korngold nicht vorstellen. Nicht nur, dass Korngold eher ein Opernkomponisten war als ein Sinfoniker, in Hollywood wäre niemand auf die Idee gekommen, eine komplette Sinfonie als Soundtrack für einen Film zu verwenden. Fast ist man versucht, zu sagen, das ist nur in einer Diktatur möglich. Jedenfalls in einem System, das »Volksbildung« wichtiger nimmt als Profit. In einer Demokratie könnte so etwas von einem als »Public service« verstandenen Fernsehsender unternommen werden. Das gab es in den USA zur Zeit Korngold nicht und auch in Europa sind die Systeme BBC, ORTF (heute: Radio France) ARD/ZDF etc. erst nach dem 2. Weltkrieg in der Form entstanden, wie sie heute existieren. Wohlgemerkt, es ist hier nicht die Rede von der Arte-Dokumentation, sondern von dem Film von Sachar Agronenko von 1957.
27 Titel listet IMDB, die Internationale Filmdatenbank, mit Erich Wolfgang Korngold als Kompinist auf, acht davon sind nach Korngolds Tod herausgekommen, darunter Film- bzw. Fernsehproduktionen der Toten Stadt. Genau doppelt so viele listet sie von Schostakowitsch auf, auch hier sind einige posthum erschienene Titel, wo also einfach vorhandene Musik von Schostakowitsch verwendet wurde, nämlich 13. Fast alle Filme, an denen Schostakowitsch mitgewirkt hat, sind bei YouTube verfügbar – im Gegnsatz zu Korngold, wo es keinen einzigen gibt, sondern nur Trailer oder gesondert herausgegebene Soundtracks. Aus diesem Grund jetzt keine einzelnen Links, sondern eine Playlist. Das sind 39 Videos mit einer Länge von 2:26 (das ist das kurze Fragment, das von dem Zeichtrickfilm Die Geschichte vom Popen und seinem Knecht Balda erhalten ist) bis über zwei Stunden. Wer sich also alles anschauen will, schafft das nicht an einem Tag, vielleicht nicht einmal in einer Woche. Die Musik von Schostakowitsch ist sehr vielfältig. Jazz etwa, der bei Korngold seltsamerweise so gut wie nicht vorkommt, das ist immer noch die Erzfeindschaft der Korngolds mit Krenek, spielt durchaus eine Rolle. Experimentelle Klänge wie der des Theremins (in Odna/Allein) kommen vor. Die akustische Rekonstruktion der bei YouTube veröffentlichten Filme lässt zu wünschen übrig, es scheppert bisweilen arg. Dafür aber gibt es CD-Sammlungen mit Filmmusik von Schostakowitsch hier kann man einiges bei jpc finden. Natürlich gibt es auch da einiges »für lau« bei Youtube, das kann dann jeder selbst suchen.

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