Dienstag, 15. September 2015

L'Africaine Traditionen

Wie wir schon gesehen haben, hatte die Uraufführung der Africaine 1865 unmittelbare Auswirkungen auf die jüngeren Komponisten und auf die Entwicklung der Oper überhaut. Mit dieser Oper manifestierte sich die Abkehr der Grand Opéra vom historischen Ambiente hin zu »exotischen« Schauplätzen endgültig. Weder as Libretto noch die Musik zu Aida ist denkbar ohne das Vorbild Africaine. Zwar hatten sich schon einzelne Komponisten und Librettisten schon früher dahin bewegt – namentlich kennen wir ja Les pêcheurs de perles von Bizet (1863), aber Le roi de Lahore (Massenet, 1877), Lakmé (Delibes, 1880) standen noch bevor, ganz zu schweigen von Madame Chrysanthème (Messager, 1893), Madama Butterfly (Puccini, 1904) usw.
Beim letztjährigen Meyerbeer-Symposion an der Deutschen Oper Berlin (die Veröffentlichung der Vorträge steht unmittelbar bevor) hat Arnold Jacobshagen anhand von Statistiken nachgewiesen, dass die Aufführungszahl der Werke Meyerbeers in Deutschland schon bald nach Beginn des 20. Jahrhunderts zurückging. An die Stelle von Wagner und Meyerbeer, die bis dahin in der Tat die Spielpläne beherrschten, traten Verdi und Puccini, auch Mozart wieder verstärkt, der natürlich nie ganz weg war. Aber eine Aufführungstradition für Meyerbeer gab es selbstverständlich bis 1933. Joseph Schmidt hatte 1929 in einer Rundfunkaufführung der Afrikanerin in berlin debütiert. Und die Arie »Land so wunderbar« spielte natürlich auch im Spielfilm Ein Lied geht um die Welt eine entscheidende Rolle: Schmidt singt sie unbegleitet (am Anfang, später kommt dann natürlich ein Orchester dazu) im Treppenhaus und wird vom Impresario gehört. Die Premiere fand am 9. Mai in Anwesenheit von Goebbels statt, aber schon am nächsten Tag ist klar, dass Schmidt Deutschland verlassen muss.
Joseph Schmidt und andere historische Tenöre wollen wir uns anhören, aber auch Baritone, Soprane, Mezzosoprane, um ein wenig über die »Stimmfächer« bei Meyerbeer zu lernen. Und um die traditionellen Fassung mit der Originalfassung zu vergleichen.

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