Sonntag, 6. Februar 2011

Antonín Dvořák als Opernkomponist

Antonín Dvořák gehört zu den Komponisten, die vor allem für ihre genau 9 Sinfonien berühmt sind, Beethoven, Schubert, Spohr, Mahler... Dabei wurde die 9., die "Sinfonie aus der Neuen Welt" lange Zeit als 5. bezeichnet. Das hängt mit dem schwierigen Start Dvořáks als Komponist zusammen. Lange Zeit musste er sich seinen Lebensunterhalt als Bratschist im Orchester des Interimtheaters in Prag verdienen, erst spät, mit fast 30 Jahren, wurde er als Komponist überhaupt wahrgenommen. Viele frühe Kompositionen hat er selbst weggeworfen, allerdings nicht seine ersten 4 Sinfoinen, deren allererste überhaupt erst mehr als 30 Jahre nach seinem Tod uraufgeführt wurde. Die offizielle verlegerische Zählung begann mit der chronologisch 5., so wurde aus der 9. eben die "5." Aber bei Schubert gibt es ja auch Schwierigkeiten mit der Zählung, die regelmäßig für Verwirrung sorgt.
Als Erster Solobratscher des Interimstheaters bekam Dvořák die kulturelle Wende mit, die sich mit Bedřich Smetanas Opern Die Brandenburger in Böhmen und Die verkaufte Braut vollzog. Es war eine Hinwendung zur eigenen Sprache und Folklore. Diese stand im Gegensatz zu der musikalischen Richtung, der Dvořák bis dahin gefolgt war, der "neudeutschen Schule", Franz Liszt, Richard Wagner. Im Laufe seines Komponistenlebens fand Dvořák jedoch eine natürliche Verbindung beider Richtungen, dafür legt nicht zuletzt Rusalka ein starkes Zeugnis ab: ein psychologisch durchdrungener Märchenstoff kombiniert mit unüberhörbarem tschechischem Lokalkolorit.
Doch der Reihe nach: Die ältesten erhaltenen Werke sind ein Konzert für Violoncello und Klavier und die erwähnte 1. Sinfonie, beides im Alter von 24 Jahren geschrieben, also in einem Alter, wo Mozart schon an Idomeneo arbeitete, Beethoven an seinem berühmten Oktett und Rossini am Barbier von Sevilla. Alle früheren Werke hat Dvořák vermutlich vernichtet. So richtig begonnen hat er seine Komponistentätigkeit jedoch mit den ersten beiden Opern, Alfred (1870) und Der König und der Köhler (1871). Alfred wurde gar nicht aufgeführt und die Proben für die zweite Oper wurden alsbald wieder abgebrochen, weil man das Werk für unaufführbar hielt. 1874 bis 1877 erhielt Dvořák jeweils ein einjähriges staatliches Stipendium. Johannes Brahms, der zu der Kommission gehörte, die das Stipendium vergab, verhalf ihm schließlich zu einem renommierten Verleger, dem seinen, Simrock.
Dvořák schenkte den Formen Kammermusik, Lied, Sinfonie, Sinfonische Dichtungen, Oper und Oratorium die gleiche Aufmerksamkeit. Allerdings sind verschiedene Schaffensperioden zu unterscheiden, die sich aber auch überschneiden. Gleich am Anfang ist eine "tschechische" Periode (mit Liedern und "Slawischen Tänzen") festzustellen, die aber durchzogen ist von seiner Auseinandersetzung mit Wagner und der neudeutschen Schule. Als Beispiel möge der 2. Satz der 4. Sinfonie gelten, der wie eine Reminiszenz an Tannhäuser klingt.
In den 1880er Jahren besuchte Dvořák mehrfach England, wo sein Stabat mater aufgeführt wurde und von wo er den Auftrag für sein Requiem bekam (uraufgeführt 1891 in Birmingham).
1892 zog er nach New York, wo er Direktor des National Conservatory of Music wurde, doch schon 1895 kehrte hauptsächlich er aus familiären Gründen nach Prag zurück. Der "amerikanischen Periode" verdanken wir insbesondere ein Streichquartett und die 9. Sinfonie (hier die ältere Aufnahme von Karajan), die sich mit amerikanischer Volksmusik auseinandersetzen.
Nach seiner Rückkehr wandte er sich fast ausschließlich der Sinfonischen Dichtung und der Oper zu. Mit seinen Sinfonischen Dichtungen knüpfte er - zur gleichen Zeit wie Richard Strauss - an seine frühere Auseinandersetzung mit Franz Liszt an. Mit Rusalka schrieb er sein Hauptwerk, dem dann als letztes Werk noch eine merkwürdige Armida folgte. Rusalka hat fast den Status einer Nationaloper erreicht (zu offiziellen Anlässen wird freilich immer Smetana gespielt, nämlich die hierzulande fast unbekannte Libuše).

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