Freitag, 19. November 2010

Tommaso Traetta: Antigona

Vielleicht erinnert sich der eine oder andere Berliner Opernliebhaber noch an die Produktion dieser Oper, mit der die freie Gruppe Novoflot sich in Berlin vorstellte. Details zur Auffrischung der Erinnerung sind hier zu finden. Nun kommt das Werk, das seit 1964 nur vereinzelte Aufführungen sah (in Mannheim, Martinafranca, Spoleto z. B.), an eines der drei Berliner Opernhäuser, die Komische Oper.
Tommaso Traetta ist ein Zeitgenosse Haydns, Glucks und des jungen Mozart. Man gab ihm auch den Titel "Der italienische Gluck", den aber andere für Jommelli gebrauchten. An der Oper in Sankt Petersburg, die zur Regierungszeit von Katharina II. gesamteuropäische Bedeutung erlangte (näheres hier, leider nur in Englisch und nur für die Zeit ab 1783), war er einer der Vorgänger von Domenico Cimarosa.
Traetta gehört zur letzten Generation der Neapolitanischen (Opern-)Schule, fast 100 Jahre nach deren Begründung durch Francesco Provenzale um 1650. Der älteste noch heute bekannte Komponist dieser Schule ist Alessandro Scarlatti, dessen letzte Lebensjahre mit den ersten Werken des Librettisten und Reformers Pietro Metastasio zusammenfallen. 11 von den 39 in "Operone" aufgeführten Werke Traettas folgen Texten dieses Dichters. Darunter ist auch ein "dramma per musica" mit dem Titel Antigono, das nicht zu verwechseln ist mit unserer Antigona, zu der Metastasios Nachfolger als Hofdichter in Wien, Marco Coltellini (bei Wikipedia nur englisch, französisch oder italienisch)das LIbretto schrieb, ein Schüler des anderen Opernreformers Ranieri de Calzabigi, der 1772 gerade wegen einer Satire über Maria Theresia sein Amt verloren hatte und nach Sankt Petersburg geflohen war. Während Antigono eine Bearbeitung des Berenice-Stoffes ist, geht Antigona tatsächlich auf den ersten Teil der "Thebanischen Trilogie" des Sophokles zurück.

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