Noch ist ja nicht sicher, ob die Premiere Pikowaja Dama an der Deutschen Oper am 9. Mai überhaupt stattfinden kann. Das soll,uns aber gar nicht davon abhalten, uns dem Werk zu widmen. Man kann ja eine DVD oder die entsprechenden CDs verwenden, oder eben im Computer oder auf anderen geeigneten Geräten die Streams von YouTube genießen. Pique-Dame ist dabei eine Oper, die dort recht gut vertreten ist. Es gibt so viele Videos von Live-Aufführungen und Umschnitte von CDs oder Schallplatten, dass man erst ein wenig Ordnung schaffen muss. Die Videos beginnen mit einem Klassiker.
1985 wurde eine Aufführung des Bolshoi-Theaters in Moskau vom sowjetischen Staatsfernsehen aufgezeichnet. Der scheidende Chefdirigent Yuri Simonov hatte die musikalische Leitung, die damals besten russischsprachigen Sängerinnen und Sänger traten auf: Tamara Milaschkina, Vladimir Atlantov, Yuri Mazurok und Elena Obraztsova. Musikalisch ein Hochgenuss, szenisch, nun ja, alle spielen ergreifend und mit vollem Körpereinsatz, aber Darstellungsweise und die Ausstattung wirken heute doch etwas antiquiert. Ein paar Jahre später wurde die Aufzeichnung international als Video-Kassette vertrieben und so ist sie nun auf YouTube geraten. Hier ist sie zu finden. Achtung, der Vorspann läuft ganz ohne Ton, also bitte nicht den Lautstärkeregler voll aufdrehen, plötzlich geht es dann nämlich los.
Sieben Jahre später kam Vladimir Atlantov nach Wein mit der Partie, sein Partner waren da Mirella Freni und Sergej Leiferkus. Die titelgebende Gräfin wurde von der 80jährigen Martha Mödl gesungen. Meiji Ozawa dirigierte. »Nach einer Inszenierung von Kurt Horres« sagt der Vorspann. Diese Aufzeichnung gibt es sogar mehrfach bei YouTube, unter anderem ein VHS-Mitschnitt der ORF-Sendung. Technisch am besten ist sie hier mit spanischen Untertiteln zu haben. Atlantovs Stimme ist in den fünf Jahren schon deutlich schwerer geworden. Aber natürlich singt er einen German (oder Hermann), wie man ihn sich vorstellt. Und Mirella Freni ist hier in ihrer »zweiten Karriere« ganz wunderbar.
Auch Vladimir Galouzine (es gibt verschiedene Schreibweisen), den Startenor des Mariinsky Theaters St. Petersburg kann man in zwei verschiedenen Fernsehaufzeichnungen sehen: Hier bei einem Gastspiel in Paris, Hasmik Papian ist da seine Lisa, Gennadi Rozhdestvensky dirigiert, in der Inszenierung Lev Dodin wird viel »Blinde Kuh« gespielt. Aber es gibt auch St. Petersburg, die drei Akte unter drei eigenen Adressen: Hier, hier und hier. Valery Gergiev dirigiert natürlich, die Inszenierung ist etwas konventioneller, aber durchaus zeitgemäß. Tatiana Borodina ist Lisa und die Untertitel und die kurzen Einführungen sind englisch.
Die neueste Aufzeichnung bei YouTube ist die aus Salzburg 2018. Brandon Jovanovich ist hier der German/Hermann. Er hat auch schon an der Deutschen Oper Berlin gesungen, den Lohengrin u. a. Die Inszenierung ist von Hans Neuenfels, und zwar at his best. Ein kleines Interview mit Hanna Schwarz (die auch bei uns die Gräfin singen soll) gibt einen kleinen Einblick in die Probenarbeit. Etwas kurzatmig sind die Einführungen vor den drei Akten von Ioan Holender. Aber sensationell ist das Dirigat des kürzlich verstorbenen Mariss Jansons. Die Gesangsleistungen – abgesehen von Hanna Schwarz – sind eher diskutabel, aber alle haben einen unbedingten Ausdruckswillen und folgen dem Konzept von Neuenfels. Unbedingt anschauen hier.
Eine Rarität ist der im Studio gedrehte russische Opernfilm von 1960, eine stark gekürzte Fassung aus, wie es damals hieß, Leningrad.
Wer nur die Musik genieren will, kann dies mit der Melodiya-Aufnahme, die mehr oder weniger parallel zu der Fernsehaufzeichnung vom Bolshoi-Theater gemacht wurde. Atlantov und Milashkina sind mit von der Partie, aber Mark Ermler dirigiert hier. aber da gibt es noch weit Interessanteres zu entdecken, etwa die Aufnahme mit Georgi Nelepp von 1949 hier.
Mehr historische Aufnahmen demnächst in diesem Blog.
Bleiben Sie gesund!
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