Weit mehr als 30 "Antigone"-Opern nennt die Internet-Datenbank Operone. Die Figur der Antigone scheint dabei schon im 17. Jahrhundert aufzutauchen, die erste Oper mit dem Titel Antigona datiert 1718 in Venedig. Komponiert hatte sie der Florentiner Giuseppe Maria Orlandini auf ein Libretto von Benedetto Pasqualigo, der auch unter dem Namen Merindo Fesanio schrieb. Das Werk verbreitete sich schnell in ganz Europa. Das im 18. Jahrhundert am häufigsten vertonte Libretto mit dem Titel Antigona stammte jedoch von Gaetano Roccaforte. 1751 kam es mit der Musik von Baldassare Galuppi in Rom heraus, im folgenden Jahr mit der gleichen Musik in Mannheim. Zu den berühmtesten weiteren Komponisten, die dieses Libretto vertonten gehören der Neapolitaner Giovanni Francesco de Majo, Giuseppe Gazzaniga und Josef Mysliveček.
Um 1800 gab es noch zwei Vertonungen eines Librettos von Gaetano Rossi, dann verschwand der Stoff für lange Zeit von der Opernbühne. Davor schrieb Lorenzo da Ponte noch ein Antigone-Libretto in London. Der Komponist war Giuseppe Francesco Bianchi. Die Musik ist ebenso vergessen wie die seiner Vertonung des Rossi-Librettos und die seiner 75 anderen Opern.
Im 20. Jahrhundert haben die Werke von Arthur Honegger (1927 nach dem Text von Jean Cocteau) und Carl Orff (1949 nach der Übersetzung der Tragödie von Sophokles durch Hölderlin) größere Verbreitung gefunden. Georg Katzers Oper Antigone oder die Stadt ging 1989 im Trubel um den Fall der Berliner Mauer unter.
Eine einst viel beachtete Übersetzung der sophokleischen Tragödie stammte von Johann Jakob Christian Donner. Sie wurde 1841 im Privattheater Friedrich Wilhelm IV. aufgeführt. Auf königlichen Befehl schrieb Felix Mendelssohn Bartholdy dazu die Musik.
Antigona von Tommaso Traetta ist eine große Choroper (und damit weit von der neapolitanischen und metastasianischen Oper entfernt). Traetta kam in den Diensten des Hofes von Parma früh mit der französischen Musik, insbesondere mit Rameau, in Berührung. Diese Erfahrung paarte sich ideal mit den Kenntnissen des Calzabigi-Schülers Marco Coltellini. Antigona klingt streckenweise wie Gluck - die Verwendung von Klarinetten (im Orfeo "chalumeaus") verstärkt diesen Eindruck. Ganz wie in Glucks Reformopern folgt Traettas Musik immer den dramaturgischen Erfordernissen. Als Reformer kann man ihn dennoch nicht uneingeschränkt bezeichnen, denn er hat nichts von dem, was er an Mitteln einsetzt selbst erfunden, er hat alles vorgefunden, so wie etwa Mozart zur Zeit des Idomeneo.
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