Die Aufstellung des Orchesters im Orchestergraben ist genauso entscheidend für den Klang wie die Aufstellung der Spieler im Fußballfeld für den Sieg. Hier ist es der Dirigent, der die Entscheidung trifft, dort der Trainer.
Weil einigen Besuchern unseres VHS-Kurses aufgefallen war, dass Donald Runnicles in der Deutschen Oper Berlin die Orchesteraufstellung verändert hat, haben wir darüber auch eingehend gesprochen. Jetzt suche ich gerade Material zur Geschichte des Opernorchesters (vielleicht wird ein Vortrag im Rahmen der Ausstellung in der Zwinglikirche im Oktober daraus) und stolpere über ein anschauliches Klangbeispiel, das die Hochschule für Musik Detmold ins Netz gestellt hat. Es werden dort in Ausschnitten der Prager Sinfonie von Mozart und der 7. Sinfonie von Beethoven die "deutsche" und "amerikanische" Orchesteraufstellung verglichen. Der auffälligste Unterschied zwischen der (kaum noch verwendeten) deutschen und der allgemein üblichen amerikanischen Aufstellung betrifft die ersten und zweiten Violinen. Sitzen sich sich in der deutschen gegenüber, links vorne die ersten und rechts vorne die zweiten, so sind sie in der amerikanischen direkt nebeneinander angeordnet, die zweiten verschwinden sozusagen auf der linken Seite hinter den ersten.
Eine ganz besondere Aufstellung herrscht in dieser Hinsicht im Orchestergraben von Bayreuth. Darauf ist Christine Lemke-Matwey in der 4. Folge ihrer "Wagner-Werkstatt" kurz eingegangen.
Bayreuth! Richard Wagner hat mit seinem Festspielhaus zwei Dinge erstmals realisiert, die für uns heute zu den Grundvoraussetzungen fürs Opernspielen gehören: er hat den Orchestergraben zwar nicht erfunden, aber mit seiner konsequenten Ausgestaltung mit einem Schalldeckel dafür gesorgt, dass nach und nach überall das Orchester vor der Bühne abgesenkt wurde und sich zum Teil auch unter die Bühne ausbreitete. Und mit seiner Gasbeleuchtung fing er überhaupt erst den Brauch an, den Zuschauerraum während der Vorstellung zu verdunkeln. Bis dahin war es ganz selbstverständlich, dass der Kronleuchter das erlauchte Publikum während der gesamten Vorstellung in prächtige Glanz tauchte.
(Fortsetzung folgt)
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